Bäche, Teiche und Fachwerk

Abschnitt 1:

Von der Quel­le bis Rheda-Wiedenbrück

Kreuz und quer

Abschnitt 2:

Von Rheda-Wie­den­brück bis Warendorf

Alte und neue Betten

Abschnitt 3:

Von Waren­dorf bis Greven

Kurvenreich

Abschnitt 4:

Von Gre­ven bis zur nie­der­säch­si­schen Landesgrenze

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Bäche, Teiche und Fachwerk

Abschnitt 1: Von der Quelle bis
Rheda-Wiedenbrück (47 Kilometer)

Der Start zu einer Rad­tour über den Ems­Rad­weg erfolgt am bes­ten zu Fuß. Wer wis­sen will, wo Deutsch­lands kür­zes­ter Strom sei­nen Anfang nimmt, soll­te das Fahr­rad ste­hen lassen.

Ein Holz­steg führt über die ers­ten Ems­me­ter. Umweit davon bekommt der Rad­ler in zwei Infor­ma­ti­ons­zen­tren einen Vor­ge­schmack auf das, was ihn auf den kom­men­den 375 Kilo­me­tern erwartet.

Rund 30 Bäche und Flüs­se ent­sprin­gen in der Senne. Die bekann­tes­ten sind Lippe und Ems. Wäh­rend die Lippe sich etwas nach Süden ori­en­tiert, schlägt die Ems als­bald einen west­li­chen Kurs ein, lässt Hövel­hof hin­ter sich und durch­quert ein Nie­de­rungs­ge­biet, das frü­her so sump­fig war, dass sogar Mala­ria­mü­cken sich hier wohl fühlten.

Doch das ist Ver­gan­gen­heit. Die Sümp­fe sind ent­wäs­sert, die Ems ist gezähmt. Im Stein­hors­ter Becken wird ihr anfäng­li­cher Schwung kom­plett gebremst. Das Ems­was­ser ver­teilt sich auf viele Teiche.

Der Lebens­raum von Men­schen­hand bie­tet gleich­zei­tig Schutz vor Über­schwem­mun­gen und Lebens­raum für viele Tier- und Pflan­zen­ar­ten. Direkt an der Ems, mitt­ler­wei­le ein statt­li­cher Bach, führt der Rad­weg durch die Riet­ber­ger Ems­nie­de­rung mit ihren feuch­ten Wiesen.

Die Riet­ber­ger Fisch­tei­che zwa­cken der Ems einen Teil ihres Was­sers ab. Fette Karp­fen tum­meln sich in den Tei­chen zwar nicht mehr, dafür sind die aus­ge­dehn­ten Schilfröh­rich­te ein Para­dies für Wasservögel.

Fach­werk bestimmt den letz­ten Teil die­ses Abschnitts. In Riet­berg und der Dop­pel­stadt Rheda-Wie­den­brück führt der Ems­Rad­weg aber nicht nur vor­bei an ein drucks­vol­len Bau­ten, son­dern auch durch zwei ehe­ma­li­ge Lan­des­gar­ten­schau­ge­län­de – mit vie­len Mög­lich­kei­ten zum Verweilen.

Oasen im Sand – Sennebäche

Sen­ne­bä­che sind etwas Beson­de­res. Nicht nur, weil ihr Was­ser wun­der­bar klar ist und sie ihr Bett mit Sand bezie­hen. Das ist nun mal so bei Bächen, die in einer kaum besie­del­ten „Sand­wüs­te“ ent­sprin­gen. Mar­kant sind die zum Teil bis zu 10 Meter tief in den san­di­gen Unter­grund­ein­ge­schnit­te­nen Kas­ten­tä­ler mit ebe­nen Tal­bö­den und stei­len Hän­gen. Sie gibt es nur da, wo das Gelän­de noch eini­ger­ma­ßen Gefäl­le hat. Fließt das Was­ser nur lang­sam, keh­ren sich die Ver­hält­nis­se um. Der mit­ge­führ­te Sand lagert sich am Gewäs­ser­grund ab und lässt das Bach­bett so anwach­sen, dass eini­ge Sen­ne­bä­che in „Hoch­bet­ten“ bis zu 2 Meter über Gelän­de­ni­veau f ließen.

Der Fluss nimmt seinen Lauf – Emsquelle

Der Anfang ist bedäch­tig. Das Quell­was­ser der Ems macht sich nicht über­schäu­mend spru­delnd auf den 371 Kilo­me­ter lan­gen Weg zur Nord­see, son­dern sickert eher gemäch­lich aus dem san­di­gen Boden. Rund 35 klei­ne Quell-Rinn­sa­le sind nötig, um einen gut erkenn­ba­ren Bach­lauf mit sei­nen typi­schen „Rip­peln“ im hel­len Sand­bo­den zu bil­den. Diese für die meis­ten Sen­ne­bä­che typi­sche Quell­si­tua­ti­on ist von einem Holz­steg und einer neuen, bar­rie­re­frei­en Aus­sichts­platt­form aus gut erlebbar.

Das Quell­was­ser der Ems ist kalk­reich, weil der Regen sich zuvor den Weg durch das klüf­ti­ge Kalk­ge­stein des Teu­to­bur­ger Wal­des gebahnt hat. Die Ems ist einer von rund 30 Bächen und Flüs­sen, die in der Senne ent­lang eines Quell­ho­ri­zon­tes ent­sprin­gen. Eine anfäng­li­che Beglei­te­rin der Ems ist die Brun­nen­kres­se, die küh­les und kla­res Was­ser mag. Eher ver­steckt leben viele ande­re Quell­be­woh­ner wie die Köcher­flie­gen­lar­ven, die sich in einem selbst gebau­ten Köcher aus Sand­kör­nern oder Blatt­res­ten entwickeln.

Die Ems­quel­len sind ein­ge­bet­tet in das Natur­schutz­ge­biet Moos­hei­de. Es bie­tet mit Moo­ren, Hei­de­flä­chen und Bach­tä­lern bis hin zu San­dä­ckern die ganze Viel­falt des ein­ma­li­gen Lebens­raums Senne.

Flößwiesen

Wenn Flüs­se und Bäche Hoch­was­ser füh­ren, ist das meist nicht gerne gese­hen. Doch frü­her stau­ten die Bau­ern die Ems und ande­re Sen­ne­bä­che im Früh­jahr sogar extra an, um das Was­ser durch ein aus­ge­klü­gel­tes Netz von Grä­ben über die Wie­sen sickern zu lassen.

Die über­flu­te­ten “Flöß­wie­sen” oder “Wäs­ser­wie­sen” wur­den auf diese Weise natür­lich gedüngt. Des einen Freud, des ande­ren Leid: Wenn die Bau­ern die Bäche anstau­ten, gru­ben sie den Mül­lern im wahrs­ten Sinne des Wor­tes das Was­ser ab. Ihre Müh­len stan­den man­gels Was­ser­kraft oft still.

Heimgekehrt – Senner Pferde

Halb­wil­de Pfer­de­hal­tung in der Senne gab es nach­weis­lich seit 1160. Ver­mut­lich sind die “Sen­ner” sogar die ältes­te deut­sche Pfer­de­ras­se. Viele Jahr­hun­der­te streif­ten sie durch die Senne und form­ten die Land­schaft. Nach lan­ger Abs­ti­nenz sind sie Anfang des Jahr­hun­derts in ihre Hei­mat zurückgekehrt.

Die Bio­lo­gi­sche Sta­ti­on Kreis Pader­born-Senne hat ein Wild­bahn-Pro­jekt ins Leben geru­fen, bei dem die Tiere eine 20 Hekt­ar große Flä­che im NSG Moos­hei­de direkt am Ems­Rad­weg bewei­den und offen halten.

Geplante Natur – Steinhorster Becken

Als Natur­pa­ra­dies war das Stein­hors­ter Becken ursprüng­lich nicht gedacht. Es soll­te bei star­ken Nie­der­schlä­gen die Was­ser­mas­sen der Ems zurück­hal­ten, die bis dahin unge­bremst durch Riet­berg und Rheda-Wie­den­brück flos­sen und oft für Über­schwem­mun­gen sorg­ten. Doch bei einem Pro­be­an­stau fan­den Was­ser- und Wat­vö­gel Gefal­len an dem künst­li­chen Gewäs­ser. Natur­schüt­zer ent­wi­ckel­ten die Idee, die Ems anzu­stau­en und das Becken so dau­er­haft mit Was­ser zu füllen.

Inner­halb von vier Jah­ren ent­stand bis zum Jahr 1990 auf 82 Hekt­ar ein viel­fäl­ti­ges Mosa­ik an Lebens­räu­men. Unter­schied­lich tiefe Gewäs­ser locken Rast­vö­gel an und sind ideal für Amphi­bi­en und Libellen.

In den Röh­richt­zo­nen brü­ten Rohr­am­mer und Zwerg­tau­cher, und die Feucht­wie­sen bie­ten Kie­bit­zen und Ufer­schnep­fen ein rei­ches Ange­bot an Nah­rung. Im Win­ter beherr­schen Gänse die Sze­ne­rie, die auf den Tei­chen siche­re Schlaf­plät­ze finden.

Ein bis zu 20 Meter brei­ter äuße­rer Ring­gra­ben sorgt für Ruhe im Gebiet, das unter Natur­schutz steht. Auf span­nen­de Natur­be­ob­ach­tun­gen müs­sen die Besu­cher den­noch nicht ver­zich­ten. Der begeh­ba­re Damm, der das Becken umschließt, und zwei Aus­sichts­tür­me bie­ten her­vor­ra­gen­de Mög­lich­kei­ten, die „Natur aus zwei­ter Hand“ zu erleben.

Gänseallerlei

Das Stein­hors­ter Becken ist Anzie­hungs­punkt für viele Gänse, über­wie­gend Grau‑, Kana­da- und Nil­gän­se. “Echte” Wild­gän­se sind die Bless­gän­se, die im hohen Nor­den brü­ten und auf ihrem Flug in die Win­ter­quar­tie­re am Nie­der­rhein oder in Hol­land einen Zwi­schen­stopp machen.

Kana­da- und Nil­gän­se sind dage­gen Abkömm­lin­ge von Gefan­gen­schafts­flücht­lin­gen. Die “Gän­se­exo­ten” brei­ten sich der­zeit aus, was auch eini­ge Natur­schüt­zer kri­tisch betrachten.

Flugkünstler in Turbulenzen

Ein mar­kan­ter “chjuwitt”-Ruf, dazu das Geräusch, das die brei­ten “Wasch­lap­pen­flü­gel” bei den wag­hal­si­gen Flug­ma­nö­vern erzeu­gen – der Kie­bitz ist im Frph­jahr alles ande­re als eine dezen­te Erscheinung.

Lei­der ist der “Aller­welts­vo­gel” eines der gro­ßen Sor­gen­kin­der im Natur­schutz. Die inten­si­ve Land­nut­zung macht ihm zu schaf­fen. Er brü­tet nicht nur im feuch­ten Grün­land, son­dern auch auf Mai­sä­ckern. Sie sind oft bis ins Früh­jahr hin­ein vege­ta­ti­ons­frei, was dem Kie­bitz ent­ge­gen­kommt. Doch der Schein trügt. Viele Nes­ter und Küken fal­len der spä­ten Bewirt­schaf­tung zum Opfer. Hinzu kom­men Fuchs und Wie­sel, die Gele­ge aus­räu­bern. Harte Zei­ten für den Kiebitz.

Vertrag mit dem Brachvogel – Rietberger Emsniederung

Alt­wäs­ser, Nie­der­moo­re und feuch­te Wäl­der präg­ten ursprüng­lich den Ober­lauf der Ems. Der Mensch ver­wan­del­te die Aue in eine feuch­te Wie­sen- und Wei­de­land­schaft. Wie­sen­vö­gel wie der Große Brach­vo­gel und die Ufer­schnep­fe zie­hen hier im Früh­jahr ihre Jun­gen auf. Ihr Schutz steht im EU- Vogel­schutz­ge­biet „Riet­ber­ger Ems­nie­de­rung mit Stein­hors­ter Becken“ im Vordergrund.

Weil die ein­ge­deich­te Ems auf Höhe der Riet­ber­ger Fisch­tei­che ange­staut ist, liegt ihr Was­ser­spie­gel über dem Niveau der feuch­ten Wie­sen. In ihnen kom­men das sel­te­ne Sumpf­blut­au­ge und die Sumpf-Dot­ter­blu­me eben­so vor wie die gefähr­de­te Sumpf­schre­cke und der Sumpf-Grashüpfer.

Vor­aus­set­zung ist eine exten­si­ve Bewirt­schaf­tung, die ver­trag­lich gere­gelt und mit der Bio­lo­gi­schen Sta­ti­on Gütersloh/Bielefeld abge­stimmt ist, die das Gebiet betreut.

Hecken und höh­len­rei­che Kopf­wei­den glie­dern die Ems­nie­de­rung und sind zugleich Brut­plät­ze für Stein­kauz, Star und Feld­sper­ling. Von zeit­wei­lig aus­trock­nen­den Gewäs­sern, den „Blän­ken“, pro­fi­tie­ren kon­kur­renz­schwa­che Pflan­zen wie die Salz­bun­ge sowie Libel­len, dar­un­ter die Süd­li­che Bin­sen­jung­fer und die Schwar­ze Heidelibelle.

Eindrucksvolle Erscheinung – Großer Brachvogel

Seine Größe und der ele­gant geschwun­ge­ne Schna­bel machen den Gro­ßen Brach­vo­gel zur impo­san­tes­ten Erschei­nung unter den Wie­sen­vö­geln. Auch stimm­lich macht er eine gute Figur:

Die mit Tril­lern und Flö­ten-rufen unter­mal­ten Balz­flü­ge beglei­ten den Rad­wan­de­rer im Früh­jahr durch die Riet­ber­ger Ems­nie­de­rung. Rund 15 Paare brü­ten hier. Die feuch­ten Wie­sen mit Blän­ken sind für ihn ein idea­ler, aber in der Agrar­land­schaft lei­der immer sel­te­ner wer­den­der Lebensraum.

Naturschutz per Vertrag

Mit der inten­si­ven Land­wirt­schaft haben Ufer­schnep­fe und Gro­ßer Brach­vo­gel als Boden­brü­ter ihre Pro­ble­me. Sie brau­chen Grün­land, das die Bau­ern spät mähen, kaum dün­gen und nur exten­siv beweiden. 

Kurz­um: Sie ver­zich­ten auf den höchst­mög­li­chen Ertrag. Dafür erhal­ten sie einen ver­trag­lich gere­gel­ten finan­zi­el­len Aus­gleich. Wel­che Nut­zung für Tiere und Pflan­zen am bes­ten geeig­net ist, wis­sen in der Riet­ber­ger Ems­nie­de­rung die Mit­ar­bei­ter der Bio­lo­gi­schen Sta­ti­on Gütersloh/Bielefeld, die das Gebiet betreu­en und im engen Kon­takt mit den Land­wir­ten ste­hen.

Natur­schutz per Ver­trag – für den Erhalt einer viel­fäl­ti­gen Kul­tur­land­schaft ein pro­ba­tes Mittel.

Grafen, Karpfen und Vögel – Die Rietberger Fischteiche

Gräf­li­che Resi­denz, Fisch­tei­che, Vogel­pa­ra­dies – das Gebiet der Riet­ber­ger Fisch­tei­che hat eine wech­sel­vol­le Geschich­te hin­ter sich.

Ein Guts­haus ersetz­te im 19. Jahr­hun­dert das abge­ris­se­ne Schloss der Gra­fen von Riet­berg. In der ehe­ma­li­gen Schloss­gräf­te leg­ten die Guts­be­sit­zer Anfang des 20. Jahr­hun­dert eine rund 50 Hekt­ar große Fisch­zucht­an­la­ge mit 25 Tei­chen an, in denen sich Karp­fen und Schlei­en tum­mel­ten. Gespeist wur­den die Tei­che mit dem Was­ser der Ems.

Nach Auf­ga­be der Fisch­zucht ent­wi­ckel­ten sich wert­vol­le Bio­to­pe, die vor allem für Vögel von gro­ßer Bedeu­tung sind. Teich­rohr­sän­ger, Rohr­am­mer und Was­ser­ral­le nut­zen das Schilfröh­richt zur Brut, wäh­rend Ufer­schnep­fen und Brach­vö­gel aus den benach­bar­ten Ems­wie­sen ein­flie­gen und im Schlamm nach Nah­rung stochern.

In den Som­mer­mo­na­ten ver­wan­deln See­ro­sen die Tei­che in ein Blü­ten­meer. Unschein­ba­re Rari­tä­ten sind dage­gen Schlamm­ling und Tän­nel, die im Spät­som­mer den tro­cken gefal­le­nen Teich­bo­den über­zie­hen. Zu den Zug­zei­ten hält der Fisch­ad­ler nach Beute Aus­schau, wäh­rend im Win­ter die Rohr­dom­mel im Schilf ein heim­li­ches Dasein führt.

Tipp:

Die Fisch­tei­che sind in Pri­vat­be­sitz und für die Öffent­lich­keit nicht zugäng­lich. Einen schö­nen Über­blick über die Tei­che bie­tet die Aus­sichts­platt­form am west­li­chen Rand des Natur­schutz­ge­bie­tes direkt am EmsRadweg.

Puderquaste auf Tauchstation – Zwergtaucher

Klein, aber laut – diese nicht unüb­li­che Kom­bi­na­ti­on gilt auch für den Zwerg­tau­cher. Unser kleins­ter hei­mi­scher Tau­cher macht vor allem durch seine lau­ten Balz­tril­ler – gerne auch im Duett vor­ge­tra­gen – auf sich auf­merk­sam. Zu sehen bekommt man ihn sel­ten. Ent­we­der versteckt er sich im Schilf­dschun­gel, oder er geht auf Tauch­sta­ti­on, um Was­ser­in­sek­ten und klei­ne Fische zu jagen. Über Was­ser fal­len vor allem die auf­ge­stell­ten Federn am Heck auf. Mit ihnen sieht der Zwergtau­cher von hin­ten ein wenig wie eine schwim­men­de Puder­quas­te aus.

Macht im Frühjahr blau – Moorfrosch

Wenn der Moor­frosch-Mann sich im Früh­jahr blau färbt, gibt er sich ein­deu­tig und spek­ta­ku­lär zu erken­nen. Ansons­ten haben Moor­frö­sche Ähn­lich­keit mit dem häu­fi­gen Gras­frosch. Bei der Wahl des Lebensrau­mes ist der Moor­frosch aber viel pingeliger. 

Er bewohnt, der Name sagt es schon, vor allem Moore. Das Vor­kom­men in den Riet­ber­ger Fisch­tei­chen lässt Rück­schlüs­se auf die His­to­rie des Gebie­tes zu, das ehe­mals ein Nie­der­moor war.

Reiche Fischzüge – Emssee

Bei fast allen grö­ße­ren Seen ent­lang des Ems­Rad­wegs hat der Mensch seine Hand im Spiel gehabt. Die meis­ten sind ent­stan­den, weil der Sand, mit dem die Ems nach der Eis­zeit ihre Aue aus­klei­de­te, ein begehr­ter Bau­stoff ist. Auch der 12 Hekt­ar große Ems­see ist eine ehe­ma­li­ge Sand­gru­be. Was ihn von vie­len „Bag­ger­seen“ ent­lang der Ems unter­schei­det, ist die Unge­stört­heit. Wer angeln, jagen oder sich Bade­freu­den hin­ge­ben will, ist hier fehl am Platze.

Dies kommt vor allem ruhe­be­dürf­ti­gen Vogel­ar­ten zugu­te. Hau­ben­tau­cher, Rei­her­en­ten und Grau­gän­se brü­ten am Ems­see, Krick- und Tafel­en­ten und sogar der Fisch­ad­ler geben sich hier all­jähr­lich zu den Zug­zei­ten im Früh­jahr und Spät­som­mer ein Stelldichein.

Das klare Was­ser lockt den Eis­vo­gel an, der Klein­fi­sche aus dem Was­ser holt. Etwas „dicke­re Bro­cken“ schnappt sich der Kor­mo­ran. Durch­züg­ler wie Kie­bitz, Wald- und Bruch­was­ser­läu­fer bevor­zu­gen die fla­chen Ufer im Nor­den des Sees für die Nahrungssuche.

Unter­was­ser­pflan­zen und eine Schwimm­blatt­ve­ge­ta­ti­on feh­len dem Ems­see weit­ge­hend. Wo der See­bo­den im Som­mer tro­cken fällt, sind Pio­nier­pflan­zen wie Zwerg­bin­sen rasch zur Stel­le. Alte, höh­len­rei­che Kopf­wei­den an eini­gen Ufer­ab­schnit­ten mar­kie­ren den Über­gang zum angren­zen­den Grün­land. Einen schö­nen Über­blick über den See bie­tet die direkt am Ems­Rad­weg gele­ge­ne Aussichtsplattform.

Das Kreuz mit dem Kormoran

Sein Flug­bild ähnelt einem Kreuz. Das wahre Kreuz mit dem Kor­mo­ran aber ist: Er jagt den Fisch, den Ang­ler oder Teich­besitzer für sich bean­spru­chen. Weil er darin ein Meis­ter ist, hat man ihn bis Anfang der 1980er Jahre fast ausgerottet. 

Nach sei­ner Unter­schutz­stel­lung hat er sich so gut ver­mehrt, dass es ihm heute wie­der an den Kra­gen geht. Ein Bei­spiel dafür, dass wirt­schaft­li­che Inter­es­sen meist vor Arten­schutz gehen. Am Ems­see fin­det der Kor­mo­ran seine Ruhe – und Fische.

Lebensraum auf Zeit – Sandgrabungen

Mit Sand­ab­gra­bun­gen ist es so eine Sache. Einer­seits sind sie Eingrif­fe in die Natur, ande­rer­seits kön­nen sie Lebens­raum für spe­zialisier­te Pflan­zen und Tiere sein. Der frei­ge­leg­te Sand ist ideal für Mager­ra­sen-Arten wie Sand-Segge und Berg-Sandglöckchen. 

An den Steil­ufern brü­ten Ufer­schwal­ben, in fla­chen und besonn­ten Gewäs­sern ent­wi­ckeln sich die Lar­ven der sel­te­nen Kreuz­krö­te. Oft sind es Lebens­räu­me auf Zeit, weil nach Auf­ga­be der Nut­zung die Abgra­bun­gen ver­füllt wer­den oder Erho­lungs­su­chen­de und Ang­ler das Gewäs­ser für sich erobern. Aus Natur­schutz­sicht wäre es bes­ser, wie beim Ems­see eine unge­stör­te Ent­wick­lung zuzulassen.