Bäche, Teiche und Fachwerk
Abschnitt 1:
Von der Quelle bis Rheda-Wiedenbrück
Kreuz und quer
Abschnitt 2:
Von Rheda-Wiedenbrück bis Warendorf
Alte und neue Betten
Abschnitt 3:
Von Warendorf bis Greven
Kurvenreich
Abschnitt 4:
Von Greven bis zur niedersächsischen Landesgrenze
Alte und neue Betten
Abschnitt 3: Von Warendorf bis Greven (47 Kilometer)
Natura 2000, die Ems und Europa
Ab dem Kreis Warendorf bis zur Mündung in den Dollart sind die Ems und ihre Aue fast komplett als FFH ‑Gebiet geschützt. Die FFH (Fauna-Flora-Habitat)-Richtlinie der Europäischen Union sieht den Auf bau des europaweiten Schutzgebietsnetzes Natura 2000 vor, in dem Lebensräume wie Auwälder, Sandünen und magere Wiesen, die es entlang der Ems noch gibt, erhalten und entwickelt werden. Deutschland hat bislang über 5000 Gebiete gemeldet, die rund 15 Prozent der Landf läche einnehmen. Die EU fördert Projekte zur Verbesserung dieser Gebiete, an der Ems beispielsweise die Renaturierung bei Einen.
Es tut sich was an der Ems: Nirgendwo wird das so deutlich wie auf diesem Abschnitt. Bei WarendorfEinen bestaunt der Radler abgebrochene Ufer und frische Sandbänke, rund um Telgte begegnen ihm entlang des Weges Auerochsen, Wildpferde und Altarme, die keine mehr sind, weil durch sie das Wasser wieder fließt. Kurzum: Die auf weite Strecken gezähmte Ems zeigt an einigen Stellen ihr ursprüngliches, „wildes“ Gesicht – sehr zur Freude von Uferschwalbe, Eisvogel und vielen anderen Emsbewohnern, die neue Lebensräume finden.
Mehr als bisher wird deutlich, dass die Ems kein Bach mehr ist, sondern ein richtiger Fluss. Die Aue ist breiter und vielgestaltiger, Altarme und Flutrinnen bezeugen, dass der Lauf des Flusses sich in der Vergangenheit immer wieder verändert hat – mal mit, mal ohne Nachhilfe des Menschen. Nach wie vor begleiten Dünen den Fluss. In den Bockholter Bergen sind sie zur Abwechslung mit einer Wacholderheide bewachsen, in den Wentruper Bergen erreichen sie Höhen wie sonst nirgends am EmsRadweg.
Münster, die größte Stadt am EmsRadweg, wird zwar nur gestreift. Der Einfluss der westfälischen Metropole ist dennoch spürbar. Ausflugslokale oder das „Kaffeedorf“ Gimbte sind beliebte Ziele, wenn Städter sich am Wochenende auf’s Rad schwingen. Telgte und Greven sind Emsstädte mit unterschiedlichem Charakter. Während die ehemalige Hansestadt Telgte schon 1238 die Stadtrechte erhielt, wandelte sich Greven erst durch die Textilindustrie im 19. und 20. Jahrhundert vom Bauerndorf zur Stadt. Dass dabei auch die Ems eine wichtige Rolle spielte, zeigt sich im Stadtwappen, das eine Emspünte ziert.
Blütenträume an der Ems – Die Warendorfer Glatthaferwiesen
Die Warendorfer Emswiesen gehören zu den schönsten am EmsRadweg. Im Frühsommer recken Margeriten dicht an dicht ihre weißen Blütenköpfe zum Himmel, während Wiesenbocksbart und Wiesen-Flockenblume bunte Farbakzente setzen. Wo der Boden feuchter ist, bereichern Kuckucks-Lichtnelke und Wiesenschaumkraut das Farbenspiel. Solch eine üppige Blütenpracht erfreut nicht nur das menschliche Auge, sondern macht auch viele Insekten satt. Schmetterlinge wie der Hauhechel-Bläuling flattern von Blüte zu Blüte, und der Bunte Grashüpfer macht sich mit einem lang anhaltenden Schwirren auf Partnersuche.
Buntblumige Glatthaferwiesen gehören nicht nur zu den artenreichsten, sondern auch zu den seltenen Lebensräumen, die europaweit geschützt sind. Der Glatthafer und die anderen typischen Arten fühlen sich vor allem dann wohl, wenn die Wiesen zwei Mal gemäht und nur wenig oder gar keinen Dünger bekommen. Bei einer intensiven Nutzung verschwinden sie. Die Warendorfer Emswiesen profitieren davon, dass sie in einem Trinkwassergewinnungsgebiet liegen. Eine starke Düngung oder gar ein Herbizideinsatz kommen hier nicht in Frage.
Gaukler zwischen den Blüten: der Hauhechel-Bläuling
Bläulinge gehören zu unseren schönsten Schmetterlingen. Im nördlichen Deutschland sind sie aber selten. Am häufigsten ist der Hauhechel-Bläuling, der auch auf den Warendorfer Wiesen von Blüte zu Blüte gaukelt. Richtig schön blau ist aber nur der Falter-Mann. Das Weibchen ist eher bräunlich oder höchstens blassblau.
Zurück in die Zukunft – Renaturierte Ems bei Einen
Ihr heutiges Gesicht verdankt die Ems dem Ausbau, der in den 1930er Jahren begann und sich bis in die 1970er Jahre hinzog. Keine 20 Jahre später gab es erste Überlegungen, die Begradigung des Flusses zumindest teilweise rückgängig zu machen. Das Ems-Auen-Schutzkonzept sieht vor, die engen Verflechtungen zwischen der Ems und ihrer Aue wiederherzustellen.
Nicht weit vom Dorf Einen laufen seit 2009 die bislang umfangreichsten Maßnahmen, um der Ems einen Teil ihrer früheren Dynamik zurückzugeben. Ein von der EU und dem Land NRW gefördertes Projekt hat zum Ziel, der Ems auf einem fast 4 Kilometer langen Abschnitt mehr Entfaltungsmöglichkeiten einzuräumen. Baggerschaufeln haben den Lauf der Ems verlängert und neue Überflutungsräume angelegt, in denen der Fluss „arbeiten“ kann. Was er sich an einer Stelle nimmt, schwemmt er woanders wieder an. Pioniere unter den Tieren und Pflanzen sind in der Lage, neue Sandbänke rasch zu besiedeln. Auch unter der Wasseroberfläche verändert sich einiges. Es bilden sich unterschiedliche Strömungsverhältnisse, von denen die Fischfauna profitiert, wie erste Untersuchungen belegen.
Tief graben – Die Uferschwalbe
Wo immer an der Ems ein Ufer abbricht und eine geeignete Steilwand preis gibt – die Uferschwalbe findet sie. Seitdem der Fluss renaturiert wird, ist ihre lange Zeit vergebliche Suche wieder häufiger von Erfolg gekrönt. Danach beginnt die Arbeit. Mit Krallen und Schnabel gräbt die Uferschwalbe eine 70 Zentimeter lange Röhre in den Sand, an deren Ende sich das Nest mit 4–7 Eiern befindet. Als Koloniebrüter müssen sich Uferschwalben „ihre“ Röhre gut merken – kleine Nachbarschaftsstreitigkeiten nicht ausgeschlossen. Nach 5–6 Wochen fliegen die Jungen aus. Überwintert wird in Afrika. Kehren Uferschwalben im Frühjahr heim, beginnt die Suche nach geeignetem Wohnraum von Neuem – der alte ist oft ein Opfer eines Hochwassers geworden.
Natur gut kopiert – Emsauenpark in Telgte
Der Emsauenpark in Telgte ist ein innerstädtischer Park der etwas anderen Art. Blumenrabatten sucht der Besucher hier vergeblich. Die Planer, die Mitte der 1980er Jahre die Umgestaltung bis dahin landwirtschaftlich genutzter Flächen in Angriff nahmen, hatten anderes Sinn. Sie wollten Elemente der Auenlandschaft, die dem Emsausbau zum Opfer gefallen waren, erlebbar machen. Der EmsRadweg führt daher vorbei an artenreichen Wiesen und Gewässern, die Altarmen oder Flutmulden nachempfunden sind. Ein feuchter Auwald ist mit einem Bohlenweg erschlossen.
Für den „Grünen Stern“ ist an vielen Stellen nachgebessert worden. Entschlammte und freigeschnittene Teiche, neue Flachwasserzonen und mit artenreichem Mahdgut „beimpfte“ Wiesen sorgen für noch mehr Artenvielfalt im Park. Nutznießer ist beispielsweise der europaweit geschützte Kammmolch, der besonnte Teiche schätzt.
Die Lage am Fluss war für Telgte Segen und Fluch zugleich. Eine Emsfurt am Treffpunkt mehrerer Handelsstraßen begünstigte im Mittelalter die Entwicklung der Stadt. Zugleich richtete die Ems bei Hochwasser große Schäden an. Der Emsauenpark hat daher auch eine wichtige Funktion als natürlicher Überflutungsraum.
Kleiner Drachen – Kammmolch
Der Kammmolch ist der größte, imposanteste und seltenste heimische Molch. Vor allem das Männchen macht mit seinem tief gezackten Rückenkamm und seinem farbenfrohen Bauch ordentlich Eindruck. Kammmolche sind in der EU geschützt. Sie bewohnen pflanzenreiche, gut besonnte Gewässer, die weitgehend fischfrei sind. Den Winter verbringen Kammmolche auf dem Trockenen. Wo genau, darüber ist wenig bekannt.
Furchtbar und verheerend – Hochwasser
Im Sommer reichen manchmal Gummistiefel aus, um die Ems trockenen Fußes zu durchqueren. Doch sie kann auch anders. Regnet es längere Zeit, schwillt der Fluss rasch an. Im Winter war das Überf lutungswasser früher durchaus willkommen, denn es düngte auf natürliche Weise Wiesen und Äcker. Im Sommer war ein Hochwasser verheerend. Die Ernte war vernichtet, das Vieh ertrank in den Fluten. Bei einem „Jahrhunderthochwasser“ kommen viele ungünstige Umstände zusammen. Zuletzt war dies an der Ems im Februar 1946 der Fall. Damals stand auch die Altstadt von Telgte hoch unter Wasser. Der beschleunigte Ausbau der Ems war die Folge. Hochwasser gibt es immer noch – die Städte blieben seitdem aber verschont.
Wildnis in der Emsaue – Das Weidegebiet “Pöhlen”
Wenn ein Gebiet entlang des EmsRadweges einen Hauch von Wildnis vermittelt, dann ist es die Weidelandschaft „Pöhlen“. In einer alten, verlandeten Flussschlinge der Ems sind Gewässer, sumpfige Wiesen, trockene Sandkuppen und Gehölze eng miteinander verzahnt. Die Landschaft ist ständigen Veränderungen unterworfen. Dafür sind neben Hochwassern auch halbwild lebende Rinder und Pferde verantwortlich. Die vom NABU betreute Herde durchstreift das 27 Hektar große Gebiet und löst durch Tritt und Verbiss dynamische Prozesse aus. Die eindrucksvollen Tiere verhindern eine zu starke Verbuschung und schaffen mit ihren Hufen offene Bodenstellen, die seltene Wildbienen und Käfer nutzen. Im Grünland wechseln sich trockene und feuchte Bereiche auf oft engem Raum ab. Entsprechend artenreich ist die Pflanzenwelt.
In den Gewässern leben seltene Amphibien wie der Kammmolch. An warmen Maiabenden ist das Konzert der Laubfrösche weit zu hören. Nutznießer des Amphibienreichtums ist die Ringelnatter. Von Beobachtungstürmen aus kann der Besucher die Landschaft gut überblicken. Das Weidegebiet „Pöhlen“ steht in Verbindung mit dem angrenzenden Naturschutzgebiet „Haus Langen“. Hier fließt die Bever in engen Kurven der Ems zu.
Nicht ganz wild
„Echte“ Wildrinder und Wildpferde gibt es in Europa nicht mehr. Sowohl der Auerochse (im 17. Jhd.) als auch das Wildpferd (in den 1960er Jahren) sind in freier Wildbahn ausgestorben. Vielfach ist versucht worden, durch gezielte Züchtung Merkmale der Wildform wieder hervorzubringen. Die Heckrinder im Weidegebiet Pöhlen gehen zurück auf Züchtungen der Gebrüder Heck in den 1920er Jahren. Die Koniks ähneln dem Tarpan, dem ausgestorbenen osteuropäischen Wildpferd. Sowohl Koniks als auch Heckrinder sind robust und das ganze Jahr draußen. Im Winter bekommen sie zusätzliches Futter.
Harmlos und scheu: Ringelnatter
Es ist ein gar nicht so unwahrscheinliches Szenario: Vor den Augen des Radlers schlängelt sich ein Reptil über den EmsRadweg und verschwindet im angrenzenden Gebüsch. Mit ziemlicher Sicherheit war es eine Ringelnatter, die sich auf dem Weg ein Sonnenbad gegönnt hat. Sie liebt intakte Flussauen. Hier findet sie alles, was sie braucht: Frösche, ihre Lieblingsspeise, vom Hochwasser angeschwemmte Getreibselhaufen, in die sie ihre 10–30 Eier legt, und frostsichere Winterquartiere, in denen sie die Hälfte des Jahres verschläft. An der Ems bei Telgte ist sie nicht selten, sonst aber macht sie sich rar.
Ems entfesselt – Die Emsaue bei Telgte-Vadrup
An kaum einem Emsabschnitt hat sich in den vergangenen Jahren soviel verändert wie nordöstlich von Telgte. Heckrinder und Koniks streifen durch die Aue und beeinflussen die Landschaft durch ihr selektives Fraßverhalten. Aber auch am Fluss selbst hat sich viel getan. Emsschleifen, die nach dem Ausbau fast 70 Jahre vom Fluss abgetrennt waren, werden heute wieder durchströmt. Ein eindrucksvolles Beispiel ist „Ringemanns Hals“. Eine Aussichtskanzel ermöglicht einen Blick über die große Emsschleife. Durch die Anbindung von drei Altarmen verlängerte sich der beim Ausbau in den 1930er Jahren stark verkürzte Lauf der Ems insgesamt um mehr als einen Kilometer.
Zugleich wurde das Steinkorsett, das die Ems in ein enges Bett zwängt, stellenweise entfernt. Von einer weiteren Aussichtsplattform wird deutlich, welche Dynamik der „entfesselte“ Fluss entfaltet. Vom Wasser unterspülte Ufer brechen ab, Sandbänke bilden sich neu. Eisvögel und Uferschwalben bauen in den frischen Steilwänden ihre Brutröhren, während der Flussregenpfeifer auf sandigen Uferbänken seine perfekt getarnten Eier legt. Jedes Hochwasser hinterlässt Spuren – und neue Lebensräume für Tiere und Pflanzen.
Eisvogel
Jeder kennt ihn, kaum einer sieht ihn: Der Eisvogel ist gerade wegen seines bunten Outfits gut getarnt, wenn er auf überhängenden Zweigen an der Ems oder einem Altarm auf Kleinfische lauert. Am ehesten macht er auf sich aufmerksam, wenn er rasant und mit einem hohen „tjiih“-Ruf dicht über der Wasserfläche fliegt. Eisvögel ziehen ihre Jungen in selbst gegrabenen Brutröhren auf. Mit bis zu drei Jahresbruten können sie in strengen Wintern erlittene Verluste gut ausgleichen.
Für bessere Gewässer
An vielen Flüssen und Bächen tut sich etwas. Das ist nicht zuletzt der EU-Wasserrahmenrichtlinie zu verdanken. Sie verlangt, dass die Gewässer bis spätestens 2027 in einem „guten Zustand“ sind. Das klingt vage. Es gibt aber Kriterien, die zu erfüllen sind. Die Wasserqualität muss stimmen, und das Artenspektrum soll dem eines unbeeinflussten Gewässers nahe kommen. Um dies zu erreichen, werden – wie hier an der Ems – Uferbefestigungen entfernt oder Staustufen so umgestaltet, dass wandernde Fische sie passieren können. Weil die komplette Renaturierung eines Gewässers nur selten möglich ist, sollen diese meist punktuellen Maßnahmen auf das ganze Gewässer „ausstrahlen“.
Einzigartig am EmsRadweg – Die Bockholter Berge
Die Bockholter Berge sind eine Besonderheit am EmsRadweg. Nur hier, unweit des Dörfchens Gimbte, sind die ausgangs der letzten Eiszeit aufgewehten Emsdünen mit einer Wacholderheide bedeckt. Sie zu erhalten hat schon so manchen Tropfen Schweiß gekostet. Ehrenamtliche Naturschützer reißen regelmäßig Brombeeren und andere aufkommende Gehölze aus dem sandigen Boden. Unterstützt werden sie von einer Schafherde, die einige Wochen im Jahr durch die Heide zieht und die Vegetation kurz hält. Wenn selbst das nicht mehr ausreicht, kommt schweres Gerät zum Einsatz. Alleine schaffen Besenheide, Wacholder und andere lichthungrige Pflanzen es nicht, sich der übermächtigen Konkurrenz der Bäume zu erwehren.
Die Mühe lohnt. Seltene Pflanzen und Tiere wie Bauernsenf, Silbergras, Sandlaufkäfer und Zauneidechse haben in den Bockholter Bergen ein wichtiges Refugium. Für die Besucher ist ein Spaziergang durch die Heide eine Reise in die Vergangenheit, denn noch vor 200 Jahren war die Heidelandschaft rechts und links der Ems allgegenwärtig. Die ausgewiesenen Rundwege in den Bockholter Bergen führen auch zum Gellenbach. Begleitet von Steilufern, in denen der Eisvogel brütet, fließt er durch das Naturschutzgebiet.
Tipp:
In den Bockholter Bergen empfiehlt sich ein Perspektivwechsel: runter vom Rad und weiter auf Schusters Rappen. Eine Wanderkarte zum Naturlehrpfad gibt es z.B. im Landhaus Oeding oder im Hotel-Restaurant Kaltefleiter in Gimbte – beide direkt am EmsRadweg. Wer seinem Forscherdrang nachgehen möchte, kann sich dort auch „Naturerlebnis-Rucksäcke“ für die ganze Familie ausleihen.
Seltener Sonnenanbeter
Die Zauneidechse mag Sand. Und Wärme. Wenn wie in den Bockholter Bergen noch eine lückige Pflanzendecke hinzukommt und Holzhaufen oder Wurzelteller als Sonnebänke zur Verfügung stehen, dann stehen die Chancen nicht schlecht, dem anspruchsvollen Reptil auf die Schliche zu kommen. Allerdings nur von März bis Oktober. Den Rest des Jahres verpennt die Echse an einem geschützten Ort. Im Mai buddelt das Weibchen eine Grube, in die es die Eier legt, aus denen nach einigen Wochen der Echsen-Nachwuchs schlüpft.
Abgehängt – Altarm an der Hassel
Altarme sind ein typischer Bestandteil von Auenlandschaften. Flüsse, zumal, wenn sie wie die Ems nur ein geringes Gefälle haben, bilden Schleifen oder Mäander aus. Die Schleifen werden im Laufe der Zeit immer enger und meist bei einem Hochwasser durchstochen und vom Flusslauf abgetrennt. Altarme können aber auch „künstlicher Natur“ sein, wenn der Mensch Flüsse begradigt hat.
Der „Altarm an der Hassel“ südlich von Greven ist so ein „menschengemachter“ Altarm. Er wurde in den 1930er Jahren beim Ausbau der Ems vom Flusslauf “abgehängt”. Zusammen mit den angrenzenden Wiesen und Weiden, in denen es kleinere, im Frühjahr mit Wasser gefüllte Mulden gibt, ist er ein Eldorado für viele Tier- und Pflanzenarten. Schwanenblume, Langblättriger Ehrenpreis und Nickende Distel blühen hier, der Eisvogel sitzt auf überhängenden Ästen und lauert auf Beute und die Haubentaucher machen mit ihren Jungen im Rückengefieder Ausflüge.
Im Auwald westlich des Altarms wachsen als Besonderheit viele Buchen. Die Buche meidet Auwälder für gewöhnlich, weil sie nasse Füße und deshalb Überflutungen nicht mag. Da das Wasser in dem sandigen Untergrund aber rasch versickert, kann sie sich hier behaupten.
Flussbegleiter
Der Langblättrige Ehrenpreis, auch Blauweiderich genannt, hat im Münsterland ein interessantes Verbreitungsbild. Er kommt fast ausschließlich entlang der Ems und einiger ihrer Nebenbäche vor und gehört damit zu den sogenannten Stromtalpflanzen. Warum diese Pflanzen eine enge Bindung an größere Flussauen haben, ist noch nicht genau geklärt.
Enten mit Schopf
Fast immer schwimmen auf dem Altarm Reiherenten. Die schwarz-weißen Männchen haben – wie der Graureiher – am Hinterkopf einen auffallenden Federschopf, der bei den braunen Weibchen nur angedeutet ist. Reiherenten sind Tauchenten und begeben sich zur Nahrungssuche mit einem „Hechtsprung“ in bis zu zwei Meter Wassertiefe.