Bäche, Teiche und Fachwerk

Abschnitt 1:

Von der Quel­le bis Rheda-Wiedenbrück

Kreuz und quer

Abschnitt 2:

Von Rheda-Wie­den­brück bis Warendorf

Alte und neue Betten

Abschnitt 3:

Von Waren­dorf bis Greven

Kurvenreich

Abschnitt 4:

Von Gre­ven bis zur nie­der­säch­si­schen Landesgrenze

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Natura 2000, die Ems und Europa

Ab dem Kreis Waren­dorf bis zur Mün­dung in den Dol­lart sind die Ems und ihre Aue fast kom­plett als FFH ‑Gebiet geschützt. Die FFH (Fauna-Flora-Habitat)-Richtlinie der Euro­päi­schen Union sieht den Auf bau des euro­pa­wei­ten Schutz­ge­biets­net­zes Natu­ra 2000 vor, in dem Lebens­räu­me wie Auwäl­der, San­dü­nen und mage­re Wie­sen, die es ent­lang der Ems noch gibt, erhal­ten und ent­wi­ckelt wer­den. Deutsch­land hat bis­lang über 5000 Gebie­te gemel­det, die rund 15 Pro­zent der Landf läche ein­neh­men. Die EU för­dert Pro­jek­te zur Ver­bes­se­rung die­ser Gebie­te, an der Ems bei­spiels­wei­se die Rena­tu­rie­rung bei Einen.

Es tut sich was an der Ems: Nir­gend­wo wird das so deut­lich wie auf die­sem Abschnitt. Bei Waren­dorfEi­nen bestaunt der Rad­ler abge­bro­che­ne Ufer und fri­sche Sand­bän­ke, rund um Telg­te begeg­nen ihm ent­lang des Weges Auer­och­sen, Wild­pfer­de und Alt­arme, die keine mehr sind, weil durch sie das Was­ser wie­der fließt. Kurz­um: Die auf weite Stre­cken gezähm­te Ems zeigt an eini­gen Stel­len ihr ursprüng­li­ches, „wil­des“ Gesicht – sehr zur Freu­de von Ufer­schwal­be, Eis­vo­gel und vie­len ande­ren Ems­be­woh­nern, die neue Lebens­räu­me finden.

Mehr als bis­her wird deut­lich, dass die Ems kein Bach mehr ist, son­dern ein rich­ti­ger Fluss. Die Aue ist brei­ter und viel­ge­stal­ti­ger, Alt­arme und Flut­rin­nen bezeu­gen, dass der Lauf des Flus­ses sich in der Ver­gan­gen­heit immer wie­der ver­än­dert hat – mal mit, mal ohne Nach­hil­fe des Men­schen. Nach wie vor beglei­ten Dünen den Fluss. In den Bock­hol­ter Ber­gen sind sie zur Abwechs­lung mit einer Wachol­der­hei­de bewach­sen, in den Wen­tru­per Ber­gen errei­chen sie Höhen wie sonst nir­gends am EmsRadweg.

Müns­ter, die größ­te Stadt am Ems­Rad­weg, wird zwar nur gestreift. Der Ein­fluss der west­fä­li­schen Metro­po­le ist den­noch spür­bar. Aus­flugs­lo­ka­le oder das „Kaf­fee­dorf“ Gim­b­te sind belieb­te Ziele, wenn Städ­ter sich am Wochen­en­de auf’s Rad schwin­gen. Telg­te und Gre­ven sind Ems­städ­te mit unter­schied­li­chem Cha­rak­ter. Wäh­rend die ehe­ma­li­ge Han­se­stadt Telg­te schon 1238 die Stadt­rech­te erhielt, wan­del­te sich Gre­ven erst durch die Tex­til­in­dus­trie im 19. und 20. Jahr­hun­dert vom Bau­ern­dorf zur Stadt. Dass dabei auch die Ems eine wich­ti­ge Rolle spiel­te, zeigt sich im Stadt­wap­pen, das eine Emspün­te ziert.

Blütenträume an der Ems – Die Warendorfer Glatthaferwiesen

Die Waren­dor­fer Ems­wie­sen gehö­ren zu den schöns­ten am Ems­Rad­weg. Im Früh­som­mer recken Mar­ge­ri­ten dicht an dicht ihre wei­ßen Blü­ten­köp­fe zum Him­mel, wäh­rend Wie­sen­bocks­bart und Wie­sen-Flo­cken­blu­me bunte Farb­ak­zen­te set­zen. Wo der Boden feuch­ter ist, berei­chern Kuckucks-Licht­nel­ke und Wie­sen­schaum­kraut das Far­ben­spiel. Solch eine üppi­ge Blü­ten­pracht erfreut nicht nur das mensch­li­che Auge, son­dern macht auch viele Insek­ten satt. Schmet­ter­lin­ge wie der Hau­he­chel-Bläu­ling flat­tern von Blüte zu Blüte, und der Bunte Gras­hüp­fer macht sich mit einem lang anhal­ten­den Schwir­ren auf Partnersuche.

Bunt­blu­mi­ge Glatt­ha­fer­wie­sen gehö­ren nicht nur zu den arten­reichs­ten, son­dern auch zu den sel­te­nen Lebens­räu­men, die euro­pa­weit geschützt sind. Der Glatt­ha­fer und die ande­ren typi­schen Arten füh­len sich vor allem dann wohl, wenn die Wie­sen zwei Mal gemäht und nur wenig oder gar kei­nen Dün­ger bekom­men. Bei einer inten­si­ven Nut­zung ver­schwin­den sie. Die Waren­dor­fer Ems­wie­sen pro­fi­tie­ren davon, dass sie in einem Trink­was­ser­ge­win­nungs­ge­biet lie­gen. Eine star­ke Dün­gung oder gar ein Her­bi­zid­ein­satz kom­men hier nicht in Frage.

Gaukler zwischen den Blüten: der Hauhechel-Bläuling

Bläu­lin­ge gehö­ren zu unse­ren schöns­ten Schmet­ter­lin­gen. Im nörd­li­chen Deutsch­land sind sie aber sel­ten. Am häu­figs­ten ist der Hau­he­chel-Bläu­ling, der auch auf den Waren­dor­fer Wie­sen von Blüte zu Blüte gau­kelt. Rich­tig schön blau ist aber nur der Fal­ter-Mann. Das Weib­chen ist eher bräun­lich oder höchs­tens blassblau.

Zurück in die Zukunft – Renaturierte Ems bei Einen

Ihr heu­ti­ges Gesicht ver­dankt die Ems dem Aus­bau, der in den 1930er Jah­ren begann und sich bis in die 1970er Jahre hin­zog. Keine 20 Jahre spä­ter gab es erste Über­le­gun­gen, die Begra­di­gung des Flus­ses zumin­dest teil­wei­se rück­gän­gig zu machen. Das  Ems-Auen-Schutz­kon­zept sieht vor, die engen Ver­flech­tun­gen zwi­schen der Ems und ihrer Aue wiederherzustellen.

Nicht weit vom Dorf Einen lau­fen seit 2009 die bis­lang umfang­reichs­ten Maß­nah­men, um der Ems einen Teil ihrer frü­he­ren Dyna­mik zurück­zu­ge­ben. Ein von der EU und dem Land NRW geför­der­tes Pro­jekt hat zum Ziel, der Ems auf einem fast 4 Kilo­me­ter lan­gen Abschnitt mehr Ent­fal­tungs­mög­lich­kei­ten ein­zu­räu­men. Bag­ger­schau­feln haben den Lauf der Ems ver­län­gert und neue Über­flu­tungs­räu­me ange­legt, in denen der Fluss „arbei­ten“ kann. Was er sich an einer Stel­le nimmt, schwemmt er woan­ders wie­der an. Pio­nie­re unter den Tie­ren und Pflan­zen sind in der Lage, neue Sand­bän­ke rasch zu besie­deln.  Auch unter der Was­ser­ober­flä­che ver­än­dert sich eini­ges.  Es bil­den sich unter­schied­li­che Strö­mungs­ver­hält­nis­se, von denen die Fisch­fau­na pro­fi­tiert, wie erste Unter­su­chun­gen belegen.

Tief graben – Die Uferschwalbe

Wo immer an der Ems ein Ufer abbricht und eine geeig­ne­te Steil­wand preis gibt – die Ufer­schwal­be fin­det sie. Seit­dem der Fluss rena­tu­riert wird, ist ihre lange Zeit ver­geb­li­che Suche wie­der häu­fi­ger von Erfolg gekrönt. Danach beginnt die Arbeit. Mit Kral­len und Schna­bel gräbt die Ufer­schwal­be eine 70 Zen­ti­me­ter lange Röhre in den Sand, an deren Ende sich das Nest mit 4–7 Eiern befin­det. Als Kolo­nie­brü­ter müs­sen sich Ufer­schwal­ben „ihre“ Röhre gut mer­ken – klei­ne Nach­bar­schafts­strei­tig­kei­ten nicht aus­ge­schlos­sen. Nach 5–6 Wochen flie­gen die Jun­gen aus. Über­win­tert wird in Afri­ka. Keh­ren Ufer­schwal­ben im Früh­jahr heim, beginnt die Suche nach geeig­ne­tem Wohn­raum von Neuem – der alte ist oft ein Opfer eines Hoch­was­sers geworden.

Natur gut kopiert – Emsauenpark in Telgte

Der Ems­au­en­park in Telg­te ist ein inner­städ­ti­scher Park der etwas ande­ren Art. Blu­men­ra­bat­ten sucht der Besu­cher hier ver­geb­lich. Die Pla­ner, die Mitte der 1980er Jahre die Umge­stal­tung bis dahin land­wirt­schaft­lich genutz­ter Flä­chen in Angriff nah­men, hat­ten ande­res Sinn. Sie woll­ten Ele­men­te der Auen­land­schaft, die dem Ems­aus­bau zum Opfer gefal­len waren, erleb­bar machen. Der Ems­Rad­weg führt daher vor­bei an arten­rei­chen Wie­sen und Gewäs­sern, die Alt­armen oder Flut­mul­den nach­emp­fun­den sind. Ein feuch­ter Auwald ist mit einem Boh­len­weg erschlossen.

Für den „Grü­nen Stern“ ist an vie­len Stel­len nach­ge­bes­sert wor­den. Ent­schlamm­te und frei­ge­schnit­te­ne Tei­che, neue Flach­was­ser­zo­nen und mit arten­rei­chem Mahdgut „beimpf­te“ Wie­sen sor­gen für noch mehr Arten­viel­falt im Park. Nutz­nie­ßer ist bei­spiels­wei­se der euro­pa­weit geschütz­te Kamm­molch, der besonn­te Tei­che schätzt.

Die Lage am Fluss war für Telg­te Segen und Fluch zugleich. Eine Ems­furt am Treff­punkt meh­re­rer Han­dels­stra­ßen begüns­tig­te im Mit­tel­al­ter die Ent­wick­lung der Stadt. Zugleich rich­te­te die Ems bei Hoch­was­ser große Schä­den an. Der Ems­au­en­park hat daher auch eine wich­ti­ge Funk­ti­on als natür­li­cher Überflutungsraum.

Kleiner Drachen – Kammmolch

Der Kamm­molch ist der größ­te, impo­san­tes­te und sel­tens­te hei­mi­sche Molch. Vor allem das Männ­chen macht mit sei­nem tief gezack­ten Rücken­kamm und sei­nem far­ben­fro­hen Bauch ordent­lich Ein­druck. Kamm­mol­che sind in der EU geschützt. Sie bewoh­nen pflan­zen­rei­che, gut besonn­te Gewäs­ser, die weit­ge­hend fisch­frei sind. Den Win­ter ver­brin­gen Kamm­mol­che auf dem Tro­cke­nen. Wo genau, dar­über ist wenig bekannt.

Furchtbar und verheerend – Hochwasser

Im Som­mer rei­chen manch­mal Gum­mi­stie­fel aus, um die Ems tro­cke­nen Fußes zu durch­que­ren. Doch sie kann auch anders. Reg­net es län­ge­re Zeit, schwillt der Fluss rasch an. Im Win­ter war das Überf lutungs­was­ser frü­her durch­aus will­kom­men, denn es düng­te auf natür­li­che Weise Wie­sen und Äcker. Im Som­mer war ein Hoch­was­ser ver­hee­rend. Die Ernte war ver­nich­tet, das Vieh ertrank in den Flu­ten. Bei einem „Jahr­hun­dert­hoch­was­ser“ kom­men viele ungüns­ti­ge Umstän­de zusam­men. Zuletzt war dies an der Ems im Febru­ar 1946 der Fall. Damals stand auch die Alt­stadt von Telg­te hoch unter Was­ser. Der beschleu­nig­te Aus­bau der Ems war die Folge. Hoch­was­ser gibt es immer noch – die Städ­te blie­ben seit­dem aber verschont.

Wildnis in der Emsaue – Das Weidegebiet “Pöhlen”

Wenn ein Gebiet ent­lang des Ems­Rad­we­ges einen Hauch von Wild­nis ver­mit­telt, dann ist es die Wei­de­land­schaft „Pöh­len“. In einer alten, ver­lan­de­ten Fluss­schlin­ge der Ems sind Gewäs­ser, sump­fi­ge Wie­sen, tro­cke­ne Sand­kup­pen und Gehöl­ze eng mit­ein­an­der ver­zahnt. Die Land­schaft ist stän­di­gen Ver­än­de­run­gen unter­wor­fen. Dafür sind neben Hoch­was­sern auch halb­wild leben­de Rin­der und Pfer­de ver­ant­wort­lich. Die vom NABU betreu­te Herde durch­streift das 27 Hekt­ar große Gebiet und löst durch Tritt und Ver­biss dyna­mi­sche Pro­zes­se aus. Die ein­drucks­vol­len Tiere ver­hin­dern eine zu star­ke Ver­bu­schung und schaf­fen mit ihren Hufen offe­ne Boden­stel­len, die sel­te­ne Wild­bie­nen und Käfer nut­zen. Im Grün­land wech­seln sich tro­cke­ne und feuch­te Berei­che auf oft engem Raum ab. Ent­spre­chend arten­reich ist die Pflanzenwelt.

In den Gewäs­sern leben sel­te­ne Amphi­bi­en wie der Kamm­molch. An war­men Mai­aben­den ist das Kon­zert der Laub­frö­sche weit zu hören. Nutz­nie­ßer des Amphi­bi­en­reich­tums ist die Rin­gel­nat­ter. Von Beob­ach­tungs­tür­men aus kann der Besu­cher die Land­schaft gut über­bli­cken. Das Wei­de­ge­biet „Pöh­len“ steht in Ver­bin­dung mit dem angren­zen­den Natur­schutz­ge­biet „Haus Lan­gen“. Hier fließt die Bever in engen Kur­ven der Ems zu.

Nicht ganz wild

„Echte“ Wild­rin­der und Wild­pfer­de gibt es in Euro­pa nicht mehr. Sowohl der Auer­och­se (im 17. Jhd.) als auch das Wild­pferd (in den 1960er Jah­ren) sind in frei­er Wild­bahn aus­ge­stor­ben. Viel­fach ist ver­sucht wor­den, durch geziel­te Züch­tung Merk­ma­le der Wild­form wie­der her­vor­zu­brin­gen. Die Heck­rin­der im Wei­de­ge­biet Pöh­len gehen zurück auf Züch­tun­gen der Gebrü­der Heck in den 1920er Jah­ren. Die Koniks ähneln dem Tar­pan, dem aus­ge­stor­be­nen ost­eu­ro­päi­schen Wild­pferd. Sowohl Koniks als auch Heck­rin­der sind robust und das ganze Jahr drau­ßen. Im Win­ter bekom­men sie zusätz­li­ches Futter.

Harmlos und scheu: Ringelnatter

Es ist ein gar nicht so unwahr­schein­li­ches Sze­na­rio: Vor den Augen des Rad­lers schlän­gelt sich ein Rep­til über den Ems­Rad­weg und ver­schwin­det im angren­zen­den Gebüsch. Mit ziem­li­cher Sicher­heit war es eine Rin­gel­nat­ter, die sich auf dem Weg ein Son­nen­bad gegönnt hat. Sie liebt intak­te Fluss­au­en. Hier fin­det sie alles, was sie braucht: Frö­sche, ihre Lieb­lings­spei­se, vom Hoch­was­ser ange­schwemm­te Getreib­sel­hau­fen, in die sie ihre 10–30 Eier legt, und frost­si­che­re Win­ter­quar­tie­re, in denen sie die Hälf­te des Jah­res ver­schläft. An der Ems bei Telg­te ist sie nicht sel­ten, sonst aber macht sie sich rar.

Ems entfesselt – Die Emsaue bei Telgte-Vadrup

An kaum einem Ems­ab­schnitt hat sich in den ver­gan­ge­nen Jah­ren soviel ver­än­dert wie nord­öst­lich von Telg­te. Heck­rin­der und Koniks strei­fen durch die Aue und beein­flus­sen die Land­schaft durch ihr selek­ti­ves Fraß­ver­hal­ten. Aber auch am Fluss selbst hat sich viel getan. Ems­schlei­fen, die nach dem Aus­bau fast 70 Jahre vom Fluss abge­trennt waren, wer­den heute wie­der durch­strömt. Ein ein­drucks­vol­les Bei­spiel ist „Rin­ge­manns Hals“. Eine Aus­sichts­kan­zel ermög­licht einen Blick über die große Ems­schlei­fe. Durch die Anbin­dung von drei Alt­armen ver­län­ger­te sich der beim Aus­bau in den 1930er Jah­ren stark ver­kürz­te Lauf der Ems ins­ge­samt um mehr als einen Kilometer.

Zugleich wurde das Stein­kor­sett, das die Ems in ein enges Bett zwängt, stel­len­wei­se ent­fernt. Von einer wei­te­ren Aus­sichts­platt­form wird deut­lich, wel­che Dyna­mik der „ent­fes­sel­te“ Fluss ent­fal­tet. Vom Was­ser unter­spül­te Ufer bre­chen ab, Sand­bän­ke bil­den sich neu. Eis­vö­gel und Ufer­schwal­ben bauen in den fri­schen Steil­wän­den ihre Brut­röh­ren, wäh­rend der Fluss­re­gen­pfei­fer auf san­di­gen Ufer­bän­ken seine per­fekt getarn­ten Eier legt. Jedes Hoch­was­ser hin­ter­lässt Spu­ren – und neue Lebens­räu­me für Tiere und Pflanzen.

Eisvogel

Jeder kennt ihn, kaum einer sieht ihn: Der Eis­vo­gel ist gera­de wegen sei­nes bun­ten Out­fits gut getarnt, wenn er auf über­hän­gen­den Zwei­gen an der Ems oder einem Alt­arm auf Klein­fi­sche lau­ert. Am ehes­ten macht er auf sich auf­merk­sam, wenn er rasant und mit einem hohen „tjiih“-Ruf dicht über der Was­ser­flä­che fliegt. Eis­vö­gel zie­hen ihre Jun­gen in selbst gegra­be­nen Brut­röh­ren auf. Mit bis zu drei Jah­res­bru­ten kön­nen sie in stren­gen Win­tern erlit­te­ne Ver­lus­te gut ausgleichen.

Für bessere Gewässer

An vie­len Flüs­sen und Bächen tut sich etwas. Das ist nicht zuletzt der EU-Was­ser­rah­men­richt­li­nie zu ver­dan­ken. Sie ver­langt, dass die Gewäs­ser bis spä­tes­tens 2027 in einem „guten Zustand“ sind. Das klingt vage. Es gibt aber Kri­te­ri­en, die zu erfül­len sind. Die Was­ser­qua­li­tät muss stim­men, und das Arten­spek­trum soll dem eines unbe­ein­fluss­ten Gewäs­sers nahe kom­men. Um dies zu errei­chen, wer­den – wie hier an der Ems – Ufer­be­fes­ti­gun­gen ent­fernt oder Stau­stu­fen so umge­stal­tet, dass wan­dern­de Fische sie pas­sie­ren kön­nen. Weil die kom­plet­te Rena­tu­rie­rung eines Gewäs­sers nur sel­ten mög­lich ist, sol­len diese meist punk­tu­el­len Maß­nah­men auf das ganze Gewäs­ser „aus­strah­len“.

Einzigartig am EmsRadweg – Die Bockholter Berge

Die Bock­hol­ter Berge sind eine Beson­der­heit am Ems­Rad­weg. Nur hier, unweit des Dörf­chens Gim­b­te, sind die aus­gangs der letz­ten Eis­zeit auf­ge­weh­ten Ems­dü­nen mit einer Wachol­der­hei­de bedeckt. Sie zu erhal­ten hat schon so man­chen Trop­fen Schweiß gekos­tet. Ehren­amt­li­che Natur­schüt­zer rei­ßen regel­mä­ßig Brom­bee­ren und ande­re auf­kom­men­de Gehöl­ze aus dem san­di­gen Boden. Unter­stützt wer­den sie von einer Schaf­her­de, die eini­ge Wochen im Jahr durch die Heide zieht und die Vege­ta­ti­on kurz hält. Wenn selbst das nicht mehr aus­reicht, kommt schwe­res Gerät zum Ein­satz. Allei­ne schaf­fen Besen­hei­de, Wachol­der und ande­re licht­hung­ri­ge Pflan­zen es nicht, sich der über­mäch­ti­gen Kon­kur­renz der Bäume zu erwehren.

Die Mühe lohnt. Sel­te­ne Pflan­zen und Tiere wie Bau­ern­senf, Sil­ber­gras, Sand­lauf­kä­fer und Zaun­ei­dech­se haben in den Bock­hol­ter Ber­gen ein wich­ti­ges Refu­gi­um. Für die Besu­cher ist ein Spa­zier­gang durch die Heide eine Reise in die Ver­gan­gen­heit, denn noch vor 200 Jah­ren war die Hei­de­land­schaft rechts und links der Ems all­ge­gen­wär­tig. Die aus­ge­wie­se­nen Rund­we­ge in den Bock­hol­ter Ber­gen füh­ren auch zum Gel­len­bach. Beglei­tet von Steil­ufern, in denen der Eis­vo­gel brü­tet, fließt er durch das Naturschutzgebiet.

Tipp:

In den Bock­hol­ter Ber­gen emp­fiehlt sich ein Per­spek­tiv­wech­sel: run­ter vom Rad und wei­ter auf Schus­ters Rap­pen. Eine Wan­der­kar­te zum Natur­lehr­pfad gibt es z.B. im Land­haus Oeding oder im Hotel-Restau­rant Kal­tef­lei­ter in Gim­b­te – beide direkt am Ems­Rad­weg. Wer sei­nem For­scher­drang nach­ge­hen möch­te, kann sich dort auch „Natur­er­leb­nis-Ruck­sä­cke“ für die ganze Fami­lie ausleihen.

Seltener Sonnenanbeter

Die Zaun­ei­dech­se mag Sand. Und Wärme. Wenn wie in den Bock­hol­ter Ber­gen noch eine lücki­ge Pflan­zen­decke hin­zu­kommt und Holz­hau­fen oder Wur­zeltel­ler als Son­ne­bän­ke zur Ver­fü­gung ste­hen, dann ste­hen die Chan­cen nicht schlecht, dem anspruchs­vol­len Rep­til auf die Schli­che zu kom­men. Aller­dings nur von März bis Okto­ber. Den Rest des Jah­res ver­pennt die Echse an einem geschütz­ten Ort. Im Mai bud­delt das Weib­chen eine Grube, in die es die Eier legt, aus denen nach eini­gen Wochen der Ech­sen-Nach­wuchs schlüpft.

Abgehängt – Altarm an der Hassel

Alt­arme sind ein typi­scher Bestand­teil von Auen­land­schaf­ten. Flüs­se, zumal, wenn sie wie die Ems nur ein gerin­ges Gefäl­le haben, bil­den Schlei­fen oder Mäan­der aus. Die Schlei­fen wer­den im Laufe der Zeit immer enger und meist bei einem Hoch­was­ser durch­sto­chen und vom Fluss­lauf abge­trennt. Alt­arme kön­nen aber auch „künst­li­cher Natur“ sein, wenn der Mensch Flüs­se begra­digt hat.

Der „Alt­arm an der Has­sel“ süd­lich von Gre­ven ist so ein „men­schen­ge­mach­ter“ Alt­arm. Er wurde in den 1930er Jah­ren beim Aus­bau der Ems vom Fluss­lauf “abge­hängt”. Zusam­men mit den angren­zen­den Wie­sen und Wei­den, in denen es klei­ne­re, im Früh­jahr mit Was­ser gefüll­te Mul­den gibt, ist er ein Eldo­ra­do für viele Tier- und Pflan­zen­ar­ten.  Schwa­nen­blu­me, Lang­blätt­ri­ger Ehren­preis und Nicken­de Dis­tel blü­hen hier, der Eis­vo­gel sitzt auf über­hän­gen­den Ästen und lau­ert auf Beute und die Hau­ben­tau­cher machen mit ihren Jun­gen im Rücken­ge­fie­der Ausflüge.

Im Auwald west­lich des Alt­arms wach­sen als Beson­der­heit viele Buchen. Die Buche mei­det Auwäl­der für gewöhn­lich, weil sie nasse Füße und des­halb Über­flu­tun­gen nicht mag. Da das Was­ser in dem san­di­gen Unter­grund aber rasch ver­si­ckert, kann sie sich hier behaupten.

Flussbegleiter

Der Lang­blätt­ri­ge Ehren­preis, auch Blau­wei­de­rich genannt, hat im Müns­ter­land ein inter­es­san­tes Ver­brei­tungs­bild. Er kommt fast aus­schließ­lich ent­lang der Ems und eini­ger ihrer Neben­bä­che vor und gehört damit zu den soge­nann­ten Strom­tal­pflan­zen. Warum diese Pflan­zen eine enge Bin­dung an grö­ße­re Fluss­au­en haben, ist noch nicht genau geklärt.

Enten mit Schopf

Fast immer schwim­men auf dem Alt­arm Rei­her­en­ten. Die schwarz-wei­ßen Männ­chen haben – wie der Grau­rei­her – am Hin­ter­kopf einen auf­fal­len­den Feder­schopf, der bei den brau­nen Weib­chen nur ange­deu­tet ist. Rei­her­en­ten sind Tauch­enten und bege­ben sich zur Nah­rungs­su­che mit einem „Hecht­sprung“ in bis zu zwei Meter Wassertiefe.