Sterne am Emsradweg

Abschnitt 1: Von der Quelle bis Rheda-Wiedenbrück

Emsquelle

Der Fluss nimmt sei­nen Lauf

Der Anfang ist bedäch­tig. Das Quell­was­ser der Ems macht sich nicht über­schäu­mend spru­delnd auf den 371 Kilo­me­ter lan­gen Weg zur Nord­see, son­dern sickert eher gemäch­lich aus dem san­di­gen Boden. Rund 35 klei­ne Quell-Rinn­sa­le sind nötig, um einen gut erkenn­ba­ren Bach­lauf mit sei­nen typi­schen „Rip­peln“ im hel­len Sand­bo­den zu bil­den. Diese für die meis­ten Sen­ne­bä­che typi­sche Quell­si­tua­ti­on ist von einem Holz­steg und einer neuen, bar­rie­re­frei­en Aus­sichts­platt­form aus gut erlebbar.

Das Quell­was­ser der Ems ist kalk­reich, weil der Regen sich zuvor den Weg durch das klüf­ti­ge Kalk­ge­stein des Teu­to­bur­ger Wal­des gebahnt hat. Die Ems ist einer von rund 30 Bächen und Flüs­sen, die in der Senne ent­lang eines Quell­ho­ri­zon­tes ent­sprin­gen. Eine anfäng­li­che Beglei­te­rin der Ems ist die Brun­nen­kres­se, die küh­les und kla­res Was­ser mag. Eher ver­steckt leben viele ande­re Quell­be­woh­ner wie die Köcher­flie­gen­lar­ven, die sich in einem selbst gebau­ten Köcher aus Sand­kör­nern oder Blatt­res­ten entwickeln.

Die Ems­quel­len sind ein­ge­bet­tet in das Natur­schutz­ge­biet Moos­hei­de. Es bie­tet mit Moo­ren, Hei­de­flä­chen und Bach­tä­lern bis hin zu San­dä­ckern die ganze Viel­falt des ein­ma­li­gen Lebens­raums Senne.

Mossheide Emssteg F. Ahnfeldt

Steinhorster Becken

Geplan­te Natur

Als Natur­pa­ra­dies war das Stein­hors­ter Becken ursprüng­lich nicht gedacht. Es soll­te bei star­ken Nie­der­schlä­gen die Was­ser­mas­sen der Ems zurück­hal­ten, die bis dahin unge­bremst durch Riet­berg und Rheda-Wie­den­brück flos­sen und oft für Über­schwem­mun­gen sorg­ten. Doch bei einem Pro­be­an­stau fan­den Was­ser- und Wat­vö­gel Gefal­len an dem künst­li­chen Gewäs­ser. Natur­schüt­zer ent­wi­ckel­ten die Idee, die Ems anzu­stau­en und das Becken so dau­er­haft mit Was­ser zu füllen.

Inner­halb von vier Jah­ren ent­stand bis zum Jahr 1990 auf 82 Hekt­ar ein viel­fäl­ti­ges Mosa­ik an Lebens­räu­men. Unter­schied­lich tiefe Gewäs­ser locken Rast­vö­gel an und sind ideal für Amphi­bi­en und Libellen.

In den Röh­richt­zo­nen brü­ten Rohr­am­mer und Zwerg­tau­cher, und die Feucht­wie­sen bie­ten Kie­bit­zen und Ufer­schnep­fen ein rei­ches Ange­bot an Nah­rung. Im Win­ter beherr­schen Gänse die Sze­ne­rie, die auf den Tei­chen siche­re Schlaf­plät­ze finden.

Ein bis zu 20 Meter brei­ter äuße­rer Ring­gra­ben sorgt für Ruhe im Gebiet, das unter Natur­schutz steht. Auf span­nen­de Natur­be­ob­ach­tun­gen müs­sen die Besu­cher den­noch nicht ver­zich­ten. Der begeh­ba­re Damm, der das Becken umschließt, und zwei Aus­sichts­tür­me bie­ten her­vor­ra­gen­de Mög­lich­kei­ten, die „Natur aus zwei­ter Hand“ zu erleben.

Rietberger Emsniederung

Ver­trag mit dem Brach­vo­gel

Alt­wäs­ser, Nie­der­moo­re und feuch­te Wäl­der präg­ten ursprüng­lich den Ober­lauf der Ems. Der Mensch ver­wan­del­te die Aue in eine feuch­te Wie­sen- und Wei­de­land­schaft. Wie­sen­vö­gel wie der Große Brach­vo­gel und die Ufer­schnep­fe zie­hen hier im Früh­jahr ihre Jun­gen auf. Ihr Schutz steht im EU- Vogel­schutz­ge­biet „Riet­ber­ger Ems­nie­de­rung mit Stein­hors­ter Becken“ im Vordergrund.

Weil die ein­ge­deich­te Ems auf Höhe der Riet­ber­ger Fisch­tei­che ange­staut ist, liegt ihr Was­ser­spie­gel über dem Niveau der feuch­ten Wie­sen. In ihnen kom­men das sel­te­ne Sumpf­blut­au­ge und die Sumpf-Dot­ter­blu­me eben­so vor wie die gefähr­de­te Sumpf­schre­cke und der Sumpf-Grashüpfer.

Vor­aus­set­zung ist eine exten­si­ve Bewirt­schaf­tung, die ver­trag­lich gere­gelt und mit der Bio­lo­gi­schen Sta­ti­on Gütersloh/Bielefeld abge­stimmt ist, die das Gebiet betreut.

Hecken und höh­len­rei­che Kopf­wei­den glie­dern die Ems­nie­de­rung und sind zugleich Brut­plät­ze für Stein­kauz, Star und Feld­sper­ling. Von zeit­wei­lig aus­trock­nen­den Gewäs­sern, den „Blän­ken“, pro­fi­tie­ren kon­kur­renz­schwa­che Pflan­zen wie die Salz­bun­ge sowie Libel­len, dar­un­ter die Süd­li­che Bin­sen­jung­fer und die Schwar­ze Heidelibelle.

Rietberger Fischteiche

Gra­fen, Karp­fen und Vögel

Gräf­li­che Resi­denz, Fisch­tei­che, Vogel­pa­ra­dies – das Gebiet der Riet­ber­ger Fisch­tei­che hat eine wech­sel­vol­le Geschich­te hin­ter sich.

Ein Guts­haus ersetz­te im 19. Jahr­hun­dert das abge­ris­se­ne Schloss der Gra­fen von Riet­berg. In der ehe­ma­li­gen Schloss­gräf­te leg­ten die Guts­be­sit­zer Anfang des 20. Jahr­hun­dert eine rund 50 Hekt­ar große Fisch­zucht­an­la­ge mit 25 Tei­chen an, in denen sich Karp­fen und Schlei­en tum­mel­ten. Gespeist wur­den die Tei­che mit dem Was­ser der Ems.

Nach Auf­ga­be der Fisch­zucht ent­wi­ckel­ten sich wert­vol­le Bio­to­pe, die vor allem für Vögel von gro­ßer Bedeu­tung sind. Teich­rohr­sän­ger, Rohr­am­mer und Was­ser­ral­le nut­zen das Schilfröh­richt zur Brut, wäh­rend Ufer­schnep­fen und Brach­vö­gel aus den benach­bar­ten Ems­wie­sen ein­flie­gen und im Schlamm nach Nah­rung stochern.

In den Som­mer­mo­na­ten ver­wan­deln See­ro­sen die Tei­che in ein Blü­ten­meer. Unschein­ba­re Rari­tä­ten sind dage­gen Schlamm­ling und Tän­nel, die im Spät­som­mer den tro­cken gefal­le­nen Teich­bo­den über­zie­hen. Zu den Zug­zei­ten hält der Fisch­ad­ler nach Beute Aus­schau, wäh­rend im Win­ter die Rohr­dom­mel im Schilf ein heim­li­ches Dasein führt.

Emssee

Rei­che Fisch­zü­ge

Bei fast allen grö­ße­ren Seen ent­lang des Ems­Rad­wegs hat der Mensch seine Hand im Spiel gehabt. Die meis­ten sind ent­stan­den, weil der Sand, mit dem die Ems nach der Eis­zeit ihre Aue aus­klei­de­te, ein begehr­ter Bau­stoff ist. Auch der 12 Hekt­ar große Ems­see ist eine ehe­ma­li­ge Sand­gru­be. Was ihn von vie­len „Bag­ger­seen“ ent­lang der Ems unter­schei­det, ist die Unge­stört­heit. Wer angeln, jagen oder sich Bade­freu­den hin­ge­ben will, ist hier fehl am Platze.

Dies kommt vor allem ruhe­be­dürf­ti­gen Vogel­ar­ten zugu­te. Hau­ben­tau­cher, Rei­her­en­ten und Grau­gän­se brü­ten am Ems­see, Krick- und Tafel­en­ten und sogar der Fisch­ad­ler geben sich hier all­jähr­lich zu den Zug­zei­ten im Früh­jahr und Spät­som­mer ein Stelldichein.

Das klare Was­ser lockt den Eis­vo­gel an, der Klein­fi­sche aus dem Was­ser holt. Etwas „dicke­re Bro­cken“ schnappt sich der Kor­mo­ran. Durch­züg­ler wie Kie­bitz, Wald- und Bruch­was­ser­läu­fer bevor­zu­gen die fla­chen Ufer im Nor­den des Sees für die Nahrungssuche.

Unter­was­ser­pflan­zen und eine Schwimm­blatt­ve­ge­ta­ti­on feh­len dem Ems­see weit­ge­hend. Wo der See­bo­den im Som­mer tro­cken fällt, sind Pio­nier­pflan­zen wie Zwerg­bin­sen rasch zur Stel­le. Alte, höh­len­rei­che Kopf­wei­den an eini­gen Ufer­ab­schnit­ten mar­kie­ren den Über­gang zum angren­zen­den Grün­land. Einen schö­nen Über­blick über den See bie­tet die direkt am Ems­Rad­weg gele­ge­ne Aussichtsplattform.

Abschnitt 2: Von Rheda-Wiedenbrück bis Warendorf

Schlosswiesen Rheda

Natur trifft Park

In Rheda-Wie­den­brück ver­läuft der Ems­Rad­weg mit­ten durch den Flora West­fa­li­ca-Park, einem ehe­ma­li­gen Lan­des­gar­ten­schau­ge­län­de. Als fast drei Kilo­me­ter lan­ges grü­nes Band ent­lang der rena­tu­rier­ten Ems ver­bin­det er die bei­den Stadt­tei­le Rheda und Wie­den­brück. Herz­stück des Parks ist das erst­mals im Jahr 1170 erwähn­te Was­ser­schloss Rheda.

Es liegt inmit­ten eines Natur­schutz­ge­bie­tes mit Feucht­wie­sen und einem Erlen­bruch­wald. Der hohe Grund­was­ser­stand beruht auf einem künst­li­chen Anstau der Ems und ist erfor­der­lich für den Erhalt der Eichen­pfäh­le, auf denen das Schloss erbaut ist.

Vor dem Schloss wuschen die Frau­en frü­her mit Wäsche­stamp­fer und Wasch­brett die Wäsche, um sie anschlie­ßend zum Blei­chen in der Sonne auf den Wie­sen aus­zu­brei­ten. In den nas­sen Bleich­wie­sen, die heute land­wirt­schaft­lich genutzt sind, wach­sen Kuckucks-Licht­nel­ke, Was­ser-Greis­kraut und Teu­fels­ab­biss, die vie­ler­orts sel­ten gewor­den sind.

Der Erlen­bruch­wald an der Ems ist im Win­ter über­flu­tet, was außer der Schwarz-Erle keine Baum­art ver­trägt. Im Früh­jahr über­zie­hen Sumpf-Dot­ter­blu­me, Schwert­li­lie und Schar­bocks­kraut den Wald mit einem gel­ben Blü­ten­tep­pich. Mit etwas Glück kann man den Klein­specht beob­ach­ten oder über der Ems den schil­lern­den Eis­vo­gel flie­gen sehen.

Boomberge

Bedeu­ten­de Bin­nen­büh­nen

Die Boom­ber­ge sind mit ihren mage­ren Sand­stand­or­ten ein bedeu­ten­des Bin­nen­dü­nen­ge­biet im Ems­tal. Aus­gangs der letz­ten Eis­zeit, vor mehr als 10 000 Jah­ren, zogen sich die Eis­mas­sen lang­sam zurück. Star­ke Winde feg­ten über die blan­ke, vege­ta­ti­ons­freie Land­schaft und ver­frach­te­ten die leich­ten Sand­par­ti­kel oft kilo­me­ter­weit, um sie an ande­rer Stel­le als Dünen abzu­la­gern. Sie sind hier in den Boom­ber­gen beson­ders mächtig.

Rodung und Wald­wei­de begüns­tig­ten seit dem Mit­tel­al­ter in den Boom­ber­gen die Bil­dung aus­ge­dehn­ter Hei­de­flä­chen, in denen bis zum Beginn des 20. Jahr­hun­derts Scha­fe wei­de­ten. Dann wurde die Heide mit genüg­sa­men Kie­fern aufgeforstet.

Unter ihrem lich­ten Schirm sie­del­ten sich Laub­ge­höl­ze wie Eichen, Bir­ken und Eber­eschen an. Eine Etage tie­fer wach­sen gefähr­de­te Pflan­zen wie Glo­cken­hei­de und Prei­sel­bee­re. An Wald­rän­dern und auf Lich­tun­gen brü­ten Baum­pie­per und Trauerschnäpper.

Offe­ne und besonn­te Stel­len in den Boom­ber­gen sind ein Refu­gi­um für Sil­ber­gras, Bau­ern­senf und Früh­lings-Spark. Im locke­ren Sand gra­ben Wild­bie­nen ihre Bruthöhlen.

Talgräben Vohren

Die Ems-Eskor­te

Zwi­schen Har­se­win­kel und Waren­dorf wird die Ems zu bei­den Sei­ten von Tal­grä­ben beglei­tet. Ohne sie wäre schon vor der Fluss­re­gu­lie­rung eine inten­si­ve­re land­wirt­schaft­li­che Nut­zung der Aue kaum mög­lich gewe­sen. Die Ems führt eine Menge Sand mit sich, der sich am Grund und bei Über­flu­tun­gen im Ufer­be­reich ablagerte.

Dies führ­te im Laufe der Zeit zu einer Erhö­hung des Fluss­bet­tes und zur Aus­bil­dung so genann­ter Ufer­wäl­le, die das natür­li­che Gefäl­le in der Aue umkehr­ten. Über­flu­tungs- und Regen­was­ser floss nicht ab, son­dern sam­mel­te sich am Rand der Aue vor den Ter­ras­sen­kan­ten und sorg­te dafür, dass es für eine Bewirt­schaf­tung zu nass war.

Erst die im 19. Jahr­hun­dert und spä­ter beim Ems­aus­bau ange­leg­ten Tal­grä­ben schaff­ten Abhil­fe, indem sie das Was­ser abführ­ten. Heute haben sich die Tal­grä­ben mit Schwimm­blatt­ge­sell­schaf­ten, Röh­rich­ten und Hoch­stau­den­flu­ren zu einem wert­vol­len Lebens­raum entwickelt.

Die Helm-Azur­jung­fer, eine euro­pa­weit gefähr­de­te Libel­le, hat im nörd­li­chen Tal­gra­ben eines ihrer weni­gen Vor­kom­men in Nord­rhein-West­fa­len. Von der Neuen Mühle aus, rund 100 m süd­lich des Ems­Rad­we­ges, kann man sie beobachten.

Das Mühl­rad des denk­mal­ge­schütz­ten Gebäu­des ist nicht mehr vor­han­den. Und wäre heute wohl auch ziem­lich nutz­los. Die Ems, die einst die Mühle antrieb, fließt seit der Kana­li­sie­rung vor 80 Jah­ren 200 Meter wei­ter südlich…

Dünen bei Dackmar
Ein Fall für Spezialisten

Das mäch­tigs­te Bin­nen­dü­nen-Sys­tem Nord­west­deutsch­lands beglei­tet die Ems. Sowohl der Wind als auch der Mensch haben ihren Teil dazu beigetragen.

Zunächst waren es Stür­me, die aus­gangs der letz­ten Eis­zeit die Dünen auf­weh­ten. Sie bewal­de­ten sich spä­ter mit Eichen, Bir­ken und Buchen. Holz, das die Men­schen im Mit­tel­al­ter gut gebrau­chen konn­ten. Sie rode­ten den Wald – und sorg­ten dafür, dass der feine Sand dem Wind erneut schutz­los aus­ge­setzt war. In Dack­mar schaff­ten es erst die vor 200 Jah­ren auf­ge­fors­te­ten Kie­fern, den Sand­ver­weh­run­gen Ein­halt zu gebieten.

Nähr­stoff­ar­mer locke­rer Sand, den die Sonne im Som­mer ordent­lich auf­ge­heizt und der kaum Was­ser spei­chert – das macht Dünen zu einem Fall für Spe­zia­lis­ten. Offe­ne , unbe­wal­de­te Dünen sind ein äußerst span­nen­der Mir­ko­kos­mos. Die Sand-Segge „ver­näht“ mit unter­ir­di­schen Aus­läu­fern den Sand, der Amei­sen­lö­we baut Sand­trich­ter als töd­li­che Falle für Amei­sen, Sand­lauf­kä­fer jagen klei­ne­re Insek­ten und die Keu­len­schre­cke passt sich mit ihrer Fär­bung dem Sand­bo­den per­fekt an. Ein Schau­spiel, das nur noch sel­ten zu beob­ach­ten ist, weil offe­ne Dünen heute sel­ten sind. Teil­wei­se Ersatz bie­ten Sand­we­ge und san­di­ge Böschungen.

Abschnitt 3: Von Warendorf bis Greven

Warendorfer Glatthaferwiesen

Blü­ten­träu­me an der Ems

Die Waren­dor­fer Ems­wie­sen gehö­ren zu den schöns­ten am Ems­Rad­weg. Im Früh­som­mer recken Mar­ge­ri­ten dicht an dicht ihre wei­ßen Blü­ten­köp­fe zum Him­mel, wäh­rend Wie­sen­bocks­bart und Wie­sen-Flo­cken­blu­me bunte Farb­ak­zen­te set­zen. Wo der Boden feuch­ter ist, berei­chern Kuckucks-Licht­nel­ke und Wie­sen­schaum­kraut das Far­ben­spiel. Solch eine üppi­ge Blü­ten­pracht erfreut nicht nur das mensch­li­che Auge, son­dern macht auch viele Insek­ten satt. Schmet­ter­lin­ge wie der Hau­he­chel-Bläu­ling flat­tern von Blüte zu Blüte, und der Bunte Gras­hüp­fer macht sich mit einem lang anhal­ten­den Schwir­ren auf Partnersuche.

Bunt­blu­mi­ge Glatt­ha­fer­wie­sen gehö­ren nicht nur zu den arten­reichs­ten, son­dern auch zu den sel­te­nen Lebens­räu­men, die euro­pa­weit geschützt sind. Der Glatt­ha­fer und die ande­ren typi­schen Arten füh­len sich vor allem dann wohl, wenn die Wie­sen zwei Mal gemäht und nur wenig oder gar kei­nen Dün­ger bekom­men. Bei einer inten­si­ven Nut­zung ver­schwin­den sie. Die Waren­dor­fer Ems­wie­sen pro­fi­tie­ren davon, dass sie in einem Trink­was­ser­ge­win­nungs­ge­biet lie­gen. Eine star­ke Dün­gung oder gar ein Her­bi­zid­ein­satz kom­men hier nicht in Frage.

Ems bei Einen
Zurück in die Zukunft

Ihr heu­ti­ges Gesicht ver­dankt die Ems dem Aus­bau, der in den 1930er Jah­ren begann und sich bis in die 1970er Jahre hin­zog. Keine 20 Jahre spä­ter gab es erste Über­le­gun­gen, die Begra­di­gung des Flus­ses zumin­dest teil­wei­se rück­gän­gig zu machen. Das  Ems-Auen-Schutz­kon­zept sieht vor, die engen Ver­flech­tun­gen zwi­schen der Ems und ihrer Aue wiederherzustellen.

Nicht weit vom Dorf Einen lau­fen seit 2009 die bis­lang umfang­reichs­ten Maß­nah­men, um der Ems einen Teil ihrer frü­he­ren Dyna­mik zurück­zu­ge­ben. Ein von der EU und dem Land NRW geför­der­tes Pro­jekt hat zum Ziel, der Ems auf einem fast 4 Kilo­me­ter lan­gen Abschnitt mehr Ent­fal­tungs­mög­lich­kei­ten ein­zu­räu­men. Bag­ger­schau­feln haben den Lauf der Ems ver­län­gert und neue Über­flu­tungs­räu­me ange­legt, in denen der Fluss „arbei­ten“ kann. Was er sich an einer Stel­le nimmt, schwemmt er woan­ders wie­der an. Pio­nie­re unter den Tie­ren und Pflan­zen sind in der Lage, neue Sand­bän­ke rasch zu besie­deln.  Auch unter der Was­ser­ober­flä­che ver­än­dert sich eini­ges.  Es bil­den sich unter­schied­li­che Strö­mungs­ver­hält­nis­se, von denen die Fisch­fau­na pro­fi­tiert, wie erste Unter­su­chun­gen belegen.

Emsauenpark in Telgte
Natur gut kopiert

Der Ems­au­en­park in Telg­te ist ein inner­städ­ti­scher Park der etwas ande­ren Art. Blu­men­ra­bat­ten sucht der Besu­cher hier ver­geb­lich. Die Pla­ner, die Mitte der 1980er Jahre die Umge­stal­tung bis dahin land­wirt­schaft­lich genutz­ter Flä­chen in Angriff nah­men, hat­ten ande­res Sinn. Sie woll­ten Ele­men­te der Auen­land­schaft, die dem Ems­aus­bau zum Opfer gefal­len waren, erleb­bar machen. Der Ems­Rad­weg führt daher vor­bei an arten­rei­chen Wie­sen und Gewäs­sern, die Alt­armen oder Flut­mul­den nach­emp­fun­den sind. Ein feuch­ter Auwald ist mit einem Boh­len­weg erschlossen.

Für den „Grü­nen Stern“ ist an vie­len Stel­len nach­ge­bes­sert wor­den. Ent­schlamm­te und frei­ge­schnit­te­ne Tei­che, neue Flach­was­ser­zo­nen und mit arten­rei­chem Mahdgut „beimpf­te“ Wie­sen sor­gen für noch mehr Arten­viel­falt im Park. Nutz­nie­ßer ist bei­spiels­wei­se der euro­pa­weit geschütz­te Kamm­molch, der besonn­te Tei­che schätzt.

Die Lage am Fluss war für Telg­te Segen und Fluch zugleich. Eine Ems­furt am Treff­punkt meh­re­rer Han­dels­stra­ßen begüns­tig­te im Mit­tel­al­ter die Ent­wick­lung der Stadt. Zugleich rich­te­te die Ems bei Hoch­was­ser große Schä­den an. Der Ems­au­en­park hat daher auch eine wich­ti­ge Funk­ti­on als natür­li­cher Überflutungsraum.

Weidelandschaft Pöhlen
Wild­nis in der Emsaue

Wenn ein Gebiet ent­lang des Ems­Rad­we­ges einen Hauch von Wild­nis ver­mit­telt, dann ist es die Wei­de­land­schaft „Pöh­len“. In einer alten, ver­lan­de­ten Fluss­schlin­ge der Ems sind Gewäs­ser, sump­fi­ge Wie­sen, tro­cke­ne Sand­kup­pen und Gehöl­ze eng mit­ein­an­der ver­zahnt. Die Land­schaft ist stän­di­gen Ver­än­de­run­gen unter­wor­fen. Dafür sind neben Hoch­was­sern auch halb­wild leben­de Rin­der und Pfer­de ver­ant­wort­lich. Die vom NABU betreu­te Herde durch­streift das 27 Hekt­ar große Gebiet und löst durch Tritt und Ver­biss dyna­mi­sche Pro­zes­se aus. Die ein­drucks­vol­len Tiere ver­hin­dern eine zu star­ke Ver­bu­schung und schaf­fen mit ihren Hufen offe­ne Boden­stel­len, die sel­te­ne Wild­bie­nen und Käfer nut­zen. Im Grün­land wech­seln sich tro­cke­ne und feuch­te Berei­che auf oft engem Raum ab. Ent­spre­chend arten­reich ist die Pflanzenwelt.

In den Gewäs­sern leben sel­te­ne Amphi­bi­en wie der Kamm­molch. An war­men Mai­aben­den ist das Kon­zert der Laub­frö­sche weit zu hören. Nutz­nie­ßer des Amphi­bi­en­reich­tums ist die Rin­gel­nat­ter. Von Beob­ach­tungs­tür­men aus kann der Besu­cher die Land­schaft gut über­bli­cken. Das Wei­de­ge­biet „Pöh­len“ steht in Ver­bin­dung mit dem angren­zen­den Natur­schutz­ge­biet „Haus Lan­gen“. Hier fließt die Bever in engen Kur­ven der Ems zu.

Emsaue Vadrup
Ems ent­fes­selt

An kaum einem Ems­ab­schnitt hat sich in den ver­gan­ge­nen Jah­ren soviel ver­än­dert wie nord­öst­lich von Telg­te. Heck­rin­der und Koniks strei­fen durch die Aue und beein­flus­sen die Land­schaft durch ihr selek­ti­ves Fraß­ver­hal­ten. Aber auch am Fluss selbst hat sich viel getan. Ems­schlei­fen, die nach dem Aus­bau fast 70 Jahre vom Fluss abge­trennt waren, wer­den heute wie­der durch­strömt. Ein ein­drucks­vol­les Bei­spiel ist „Rin­ge­manns Hals“. Eine Aus­sichts­kan­zel ermög­licht einen Blick über die große Ems­schlei­fe. Durch die Anbin­dung von drei Alt­armen ver­län­ger­te sich der beim Aus­bau in den 1930er Jah­ren stark ver­kürz­te Lauf der Ems ins­ge­samt um mehr als einen Kilometer.

Zugleich wurde das Stein­kor­sett, das die Ems in ein enges Bett zwängt, stel­len­wei­se ent­fernt. Von einer wei­te­ren Aus­sichts­platt­form wird deut­lich, wel­che Dyna­mik der „ent­fes­sel­te“ Fluss ent­fal­tet. Vom Was­ser unter­spül­te Ufer bre­chen ab, Sand­bän­ke bil­den sich neu. Eis­vö­gel und Ufer­schwal­ben bauen in den fri­schen Steil­wän­den ihre Brut­röh­ren, wäh­rend der Fluss­re­gen­pfei­fer auf san­di­gen Ufer­bän­ken seine per­fekt getarn­ten Eier legt. Jedes Hoch­was­ser hin­ter­lässt Spu­ren – und neue Lebens­räu­me für Tiere und Pflanzen.

Bockholter Berge
Ein­zig­ar­tig am EmsRadweg

Die Bock­hol­ter Berge sind eine Beson­der­heit am Ems­Rad­weg. Nur hier, unweit des Dörf­chens Gim­b­te, sind die aus­gangs der letz­ten Eis­zeit auf­ge­weh­ten Ems­dü­nen mit einer Wachol­der­hei­de bedeckt. Sie zu erhal­ten hat schon so man­chen Trop­fen Schweiß gekos­tet. Ehren­amt­li­che Natur­schüt­zer rei­ßen regel­mä­ßig Brom­bee­ren und ande­re auf­kom­men­de Gehöl­ze aus dem san­di­gen Boden. Unter­stützt wer­den sie von einer Schaf­her­de, die eini­ge Wochen im Jahr durch die Heide zieht und die Vege­ta­ti­on kurz hält. Wenn selbst das nicht mehr aus­reicht, kommt schwe­res Gerät zum Ein­satz. Allei­ne schaf­fen Besen­hei­de, Wachol­der und ande­re licht­hung­ri­ge Pflan­zen es nicht, sich der über­mäch­ti­gen Kon­kur­renz der Bäume zu erwehren.

Die Mühe lohnt. Sel­te­ne Pflan­zen und Tiere wie Bau­ern­senf, Sil­ber­gras, Sand­lauf­kä­fer und Zaun­ei­dech­se haben in den Bock­hol­ter Ber­gen ein wich­ti­ges Refu­gi­um. Für die Besu­cher ist ein Spa­zier­gang durch die Heide eine Reise in die Ver­gan­gen­heit, denn noch vor 200 Jah­ren war die Hei­de­land­schaft rechts und links der Ems all­ge­gen­wär­tig. Die aus­ge­wie­se­nen Rund­we­ge in den Bock­hol­ter Ber­gen füh­ren auch zum Gel­len­bach. Beglei­tet von Steil­ufern, in denen der Eis­vo­gel brü­tet, fließt er durch das Naturschutzgebiet.

Altarm Hassel
Abge­hängt

Alt­arme sind ein typi­scher Bestand­teil von Auen­land­schaf­ten. Flüs­se, zumal, wenn sie wie die Ems nur ein gerin­ges Gefäl­le haben, bil­den Schlei­fen oder Mäan­der aus. Die Schlei­fen wer­den im Laufe der Zeit immer enger und meist bei einem Hoch­was­ser durch­sto­chen und vom Fluss­lauf abge­trennt. Alt­arme kön­nen aber auch „künst­li­cher Natur“ sein, wenn der Mensch Flüs­se begra­digt hat.

Der „Alt­arm an der Has­sel“ süd­lich von Gre­ven ist so ein „men­schen­ge­mach­ter“ Alt­arm. Er wurde in den 1930er Jah­ren beim Aus­bau der Ems vom Fluss­lauf „abge­hängt“. Zusam­men mit den angren­zen­den Wie­sen und Wei­den, in denen es klei­ne­re, im Früh­jahr mit Was­ser gefüll­te Mul­den gibt, ist er ein Eldo­ra­do für viele Tier- und Pflan­zen­ar­ten.  Schwa­nen­blu­me, Lang­blätt­ri­ger Ehren­preis und Nicken­de Dis­tel blü­hen hier, der Eis­vo­gel sitzt auf über­hän­gen­den Ästen und lau­ert auf Beute und die Hau­ben­tau­cher machen mit ihren Jun­gen im Rücken­ge­fie­der Ausflüge.

Im Auwald west­lich des Alt­arms wach­sen als Beson­der­heit viele Buchen. Die Buche mei­det Auwäl­der für gewöhn­lich, weil sie nasse Füße und des­halb Über­flu­tun­gen nicht mag. Da das Was­ser in dem san­di­gen Unter­grund aber rasch ver­si­ckert, kann sie sich hier behaupten.

Abschnitt 4: Von Greven bis zur niedersächsischen Landesgrenze

Die Wentruper Berge
Beweg­te Vergangenheit

Wenn ein Gebiet am Ems­Rad­weg den Zusatz „Berge“ ver­dient hat, dann die Wen­tru­per Berge. Um mehr als 20 Meter über­ra­gen ein­zel­ne Dünen­kup­pen die Ems­aue, so hoch wie nir­gends sonst am Fluss. Stür­me weh­ten aus­gangs der letz­ten Eis­zeit den Sand zu Dünen auf, die bis in das 19. Jahr­hun­dert hin­ein immer wie­der auf Wan­der­schaft gin­gen. Offe­ne Sand- und Hei­de­flä­chen gaben den Wen­tru­per Ber­gen damals einen ande­ren Cha­rak­ter als heute. Erst durch Auf­fors­tun­gen gelang es, die Dünen „sess­haft“ zu machen.

Heute sind die Wen­tru­per Berge bewal­det. Beson­ders wert­voll sind natur­na­he Wäl­der mit Eichen und Bir­ken. Sie gehö­ren zu den beson­ders geschütz­ten Lebens­räu­men. Im Unter­wuchs hat sich in den ver­gan­ge­nen Jah­ren die Brom­bee­re breit gemacht, die von Stick­stoff­ein­trä­gen aus der Luft profitiert.

Zu den Brut­vö­geln der Wen­tru­per Berge gehö­ren Spech­te, Klei­ber und der Sper­ber. Sturm „Kyrill“ hat eini­ge Lücken in den Wald geris­sen. An einer Stel­le ist der Baum­be­wuchs ent­fernt und der humo­se Ober­bo­den abge­scho­ben wor­den, damit Pflan­zen und Tiere offe­ner Sand­bö­den sich ansie­deln können.

Hembergen
Dorf am Fluss

Hem­ber­gen liegt direkt am Fluss. Nur gut 100 Meter sind es vom Ufer der Ems bis zur Pfarr­kir­che, deren Ursprün­ge im begin­nen­den 13. Jahr­hun­dert lie­gen. Rund acht Meter Höhen­un­ter­schied sind dabei zu über­win­den – genug, um den Dorf­kern vor Über­schwem­mun­gen zu schüt­zen. Wäh­rend die Ufer auf Höhe des Dor­fes gut befes­tigt sind, hat man die Ems wei­ter fluss­auf­wärts von ihrem Stein­kor­sett befreit. Die neu ent­stan­de­nen Steil­ufer hat die Ufer­schwal­be rasch für sich entdeckt.

Für Dorf­be­woh­ner gehör­te der Fluss frü­her zum All­tag. Er lie­fer­te Nah­rung in Form von Fischen, war Wasch­kü­che und Vieh­trän­ke und dien­te zum Trans­port von Waren. So pas­sier­ten zwi­schen 1839 und 1842 mehr als 1000 Holz­flö­ße über die Ems das Dorf, vor allem Eichen­stäm­me, die bei Telg­te und Waren­dorf ein­ge­schla­gen und zu Schiffs­bau­zwe­cken nach Leer und Papen­burg geflößt wur­den. Ein wich­ti­ger Neben­er­werb war die Her­stel­lung von fla­chen Wei­den­kör­ben, den Wan­nen. Die Wan­nen­ma­cher schnit­ten die Ruten am Ems­ufer oder in den feuch­ten Niederungen.

Der Mensch hat die Nähe zum Fluss schon immer gesucht. Ein Bei­spiel ist der drei Kilo­me­ter vor Hem­ber­gen direkt am Ems­Rad­weg gele­ge­ne Sach­sen­hof. Die Rekon­struk­ti­on einer Hof­an­la­ge aus dem 9. Jahr­hun­dert zeigt  anschau­lich, wie unse­re Vor­fah­ren gelebt haben.

Emsaue. Hembergen/Emsdetten
Hart an der Kante

Fast die gesam­te Ems­aue im Regie­rungs­be­zirk Müns­ter steht unter Natur­schutz. Die Gren­ze der Aue mar­kiert eine mar­kan­te Gelän­de­stu­fe, die so genann­te Ter­ras­sen­kan­te. Sie ist oft mit einem schma­len Wald­strei­fen aus Buchen und Eichen bewachsen.

Zwi­schen Hem­ber­gen und Ems­det­ten führt der Ems­Rad­weg ent­lang der „Auen­kan­te“. Wenn nicht gera­de Hoch­was­ser herrscht, ver­steckt die Ems sich in ihrem Bett. Ledig­lich Wei­den­ge­bü­sche am Ufer ver­ra­ten ihren Lauf. Die Ems hat sich seit ihrer Begra­di­gung immer tie­fer in den san­di­gen Unter­grund ein­ge­gra­ben. Ein Aus­sichts­turm ermög­licht den­noch den Blick auf den Fluss. Mit etwas Glück lässt sich in der Aue eine Rohr­wei­he bei der Nah­rungs­su­che beob­ach­ten. Sie brü­tet in der Ems­aue in Schilf­be­stän­den, die auch ande­ren Vögeln wie dem Schwarz­kehl­chen Lebens­raum bie­ten. Ein ande­rer Auen­be­woh­ner ist die Nach­ti­gall, die ihren betö­ren­den Gesang gut ver­steckt im dich­ten Gebüsch vor­trägt, manch­mal sogar direkt neben dem Turm.

Hohl­we­ge durch­schnei­den die Ter­ras­sen­kan­te und füh­ren in die Aue. Eini­ge Neben­bä­che der Ems bah­nen sich ihren Weg zum Fluss. Ihre natur­na­hen Bach­tä­ler ver­voll­stän­di­gen das Bild einer über­aus viel­fäl­ti­gen Auenlandschaft.

Reinermanns Steg
Im Trü­ben fischen

„Rei­ner­manns Steg“ heißt die Brü­cke, die den Rad­ler unweit der Sied­lung Sin­nin­gen über die Ems führt. Wobei der Aus­druck „Steg“ für das ele­gant geschwun­ge­ne Bau­werk nicht ganz pas­send erscheint. Tat­säch­lich bezieht der Name sich auf den schlich­te­ren Vor­gän­ger, der hier 1937 erst­mals den Brü­cken­schlag voll­zog und die bis dahin ver­keh­ren­de Fähre ersetzte.

Tief bli­cken lässt die Ems von der Brü­cke aus nicht. Die Trü­bung des Was­sers ist zu stark. Auf­ge­wir­bel­te Fest­stof­fe und Plank­ton ver­hin­dern die Sicht auf die Fische, die sich unter der Was­ser­ober­flä­che tum­meln. Und das sind gar nicht so weni­ge. Brach­sen,  Güs­ter, Zan­der, Fluss­barsch, Rot­fe­der, Schleie, Aal und Hecht kom­men mit dem trü­ben und ver­gleichs­wei­se sau­er­stoff­ar­men Was­ser gut klar.

Ganz anders die Bach­fo­rel­le. Sie braucht kla­res, küh­les und sau­er­stoff­rei­che Was­ser. Das fin­det sie in der Ems und ande­ren grö­ße­ren Flüs­sen vor allem im quell­na­hen Bereich , der des­halb als Forel­len­re­gi­on bezeich­net wird. Die Brach­se steht stell­ver­tre­tend für die Brach­sen­re­gi­on, die den größ­ten Teil des Ems­lau­fes ein­nimmt und sehr fisch­reich ist.

Bockholter Fähre
„Fähr­mann, hol über!“

Bis Anfang des 20. Jahr­hun­derts quer­ten nur weni­ge Brü­cken die Ems. Zwi­schen Gre­ven und Rhei­ne gab es nicht eine – heute sind es immer­hin fünf! Kaum vor­stell­bar, weil die Mitte des 19. Jahr­hun­derts eröff­ne­te Bahn­li­nie Müns­ter-Rhei­ne vor allem der Tex­til­in­dus­trie einen gro­ßen Auf­schwung gebracht hatte und die feh­len­den Brü­cken den Trans­port der Güter in Ost-West-Rich­tung erheb­lich erschwer­ten. Statt des­sen sorg­ten Fäh­ren dafür, dass Men­schen, Tiere und Waren von einem Ufer zum ande­ren gelang­ten. Neben klei­ne­ren Per­so­nen­fäh­ren gab es auch sol­che, die Pfer­de­fuhr­wer­ke auf­neh­men konnten.

Die Bock­hol­ter Fähre ist das letz­te Relikt an der west­fä­li­schen Ems aus die­ser Zeit. Sie hatte wegen ihrer etwas absei­ti­gen Lage ver­mut­lich nur loka­le Bedeu­tung. Bekannt ist, dass der Besit­zer der Hof­stel­le Bock­holt eine Bren­ne­rei und auch eine Braue­rei betrieb. Ob mit der Fähre auch Hoch­pro­zen­ti­ges die Ems­sei­ten wech­sel­te, ist aber nicht über­lie­fert. Fest steht nur, dass Hein­rich Bock­holt 1912 eine Schank­er­laub­nis bekam unter der Ver­pflich­tung, den öffent­li­chen Fähr­be­trieb auf­recht zu erhal­ten. Das ist bis heute der Fall. Im Som­mer heißt es an Wochen­en­den und Fei­er­ta­gen: „Fähr­mann, hol über!“

Emsaue Rheine-Gellendorf
Bunte Viel­falt

Alt­was­ser, bunte Wie­sen, san­di­ge Raine – die Ems­aue bei Gel­len­dorf bie­tet eine große Palet­te des­sen, was eine Fluss­land­schaft an Lebens­räu­men auf­weist. Wobei der Mensch einen nicht uner­heb­li­chen Teil zu der Viel­falt bei­getra­gen hat. Den Wald aus Eichen, Eschen und Erlen, der natür­li­cher­wei­se in einer Fluss­aue wächst, hat er früh gero­det, um Heu für das Vieh zu ern­ten. Ein nicht ganz risi­ko­frei­es Unter­fan­gen. Immer wie­der sorg­ten Hoch­was­ser zur unpas­sen­den Zeit dafür, dass die Heu­gar­ben ein Opfer der Flu­ten wurden.

Die Begra­di­gung der Ems hat die Bewirt­schaf­tung der Aue erleich­tert. Aller­dings mit der Folge, dass der Mais­an­bau an vie­len Stel­len die tra­di­tio­nel­le Grün­land­wirt­schaft ver­drängt hat. In Gel­len­dorf sieht es zum Glück noch anders aus. Das Mosa­ik aus unter­schied­li­chen Lebens­räu­men sorgt für eine große Arten­viel­falt. Hei­de­nel­ke und Sand-Thy­mi­an wach­sen an mage­ren Böschun­gen, Libel­len patrouil­lie­ren über den Alt­was­sern, und mit gel­len­den Pfif­fen bekun­det ein über­flie­gen­der Aus­tern­fi­scher laut­stark sei­nen Revieranspruch.

Kloster Bentlage
Klos­ter und Kulturlandschaft

Das 1437 gegrün­de­te Klos­ter Bent­la­ge gehört zu den am bes­ten erhal­te­nen Klos­ter­an­la­gen in West­fa­len. Kaum ver­än­dert hat sich auch die his­to­ri­sche Kul­tur­land­schaft rund um das Klos­ter, wie ein Ver­gleich mit his­to­ri­schen Kar­ten zeigt. Die Mön­che gestal­te­ten die Land­schaft über Jahr­hun­der­te nach ihren Bedürf­nis­sen. Die Wie­sen, Wäl­der, Äcker und Fisch­tei­che rund um das Klos­ter lie­fer­ten alles, was sie zum Leben brauch­ten. Der Bent­la­ger Busch, einer der ältes­ten Wäl­der ent­lang der Ems, weist noch Spu­ren der alten Hude­wirt­schaft auf, bei der die Bau­ern die Schwei­ne zur Eichel- und Buch­eckern­mast in den Wald trieben.

Die Wie­sen sind heute größ­ten­teils drai­niert. Wäh­rend der Mahd fin­den sich oft Weiß­stör­che aus dem benach­bar­ten Natur­zoo Rhei­ne ein, um sich die auf­ge­scheuch­ten Mäu­sen und Frö­sche einzuverleiben.

Das Klos­ter selbst ist heute ein Zen­trum für zeit­ge­nös­si­sche Kunst. Unweit des Klos­ters ist die Sali­ne Got­tes­ga­be eine wei­te­re kul­tur­his­to­ri­sche Beson­der­heit am Ende des west­fä­li­schen Teils des Ems­Rad­we­ges. An den bei­den Gra­dier­wer­ken wach­sen Pflan­zen, die sonst in den Salz­wie­sen ent­lang der Küste zu Hause sind.